Das Nordtiroler Wipptal zwischen Innsbruck und Brenner kennt fast jeder, zumindest ist jeder schon durch dieses Tal gefahren. Weil es eine äußerst frequentierte Verkehrsachse darstellt. Neben der Bundesstraße und der berühmten Eisenbahnlinie verläuft seit den 1960er Jahren die Brenner-Autobahn, welche die Hauptlast des Nord-Süd-Transits zwischen Deutschland und Italien bewältigt, besser bewältigen muss. Zumeist ist sie auf Stelzen gebaut und überspannt das Wipptal mit mehreren großen Brücken – mit der Europabrücke bei Patsch als der bekanntesten und höchsten. Die Emissions- und Lärmbelastung für seine Bewohner ist jedoch unermeßlich.
Doch wer kennt schon seine schönen Seitentäler, alle in west-östlicher Richtung verlaufend? Die vier wichtigsten heißen Gschnitz-, Obernberg-, Schmirn- und Navistal. Und alle vier habe ich heute hintereinander mit dem Rennrad bewältigt, immer bis zum Ende des Asphalts im jeweiligen Talschluss fahrend. Mit Start- und Zielpunkt Patsch sind da 130 km Strecke mit insgesamt über 2.500 Höhenmetern zusammen gekommen.
Die leichteste Talfahrt habe ich mir als erstes vorgenommen mit dem Geschnitztal. Über dem Hauptort Gschnitz und mir steht prachtvoll das Kirchdach. Das ist ein Berg, welchen ich genau vor 40 Jahren mit meinen Eltern von Gschnitz aus bestiegen habe. Das zweite Tal ist etwas schwieriger zu erreichen, weil ich den harten Zwischenanstieg über Außernösslach wähle, dafür erst in Vinaders ins Obernbergtal einquere. In seinem Schluss steht als optische Belohnung der markante Pflerscher Tribulaun.
Nach erneuter Abfahrt zurück ins Wipptal geht es nun in das längste und auch verkehrsmässig ruhigste Seitental ins Schmirn. Ich fahre bis zum Alpengasthof Kasern auf 1.600 m.ü.M. und sehe den Olperer mit der Gefrorenen Wand; auf der anderen Seite liegt schon Hintertux. Nach langer Ausfahrt aus dem Schmirn- zurück ins Wipptal steht in dessen Hauptort Matrei die letzte Bergauffahrt in das Navistal an. Meine Kräfte sind schon fast aufgebraucht als ich den Kirchplatz von Navis als Wendepunkt erreiche.
Auf der Rückfahrt über Ellbögen nach Patsch auf der sogenannten Alten Römerstraße kann ich mich wieder etwas erholen und die vielen malerischen Eindrücke der so schönen – vor allem viel stilleren – Seitentäler des Wipptals verarbeiten.
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