Panarotta zum Genießen

Wir machen Urlaub im Trentino, genauer in der Hochtalebene der Valsugana. Neben dem bekannten Caldonazzo See liegt der kleinere Lago di Levico, dort ist auch unser Quartier. Gestern bin ich ganz in der Früh – also vor der Sommergluthitze – vom Ort Caldonazzo nach Süden die teilweise 17 % steile Wahnsinnsstrasse Richtung Luserna hochgefahren. Es ist der berühmte Kaiserjägerweg, von K-u-K-Pioniertruppen in teilweise engsten Serpentinen über eine 800 Höhenmeter-Bergflanke noch vor dem 1. Weltkrieg angelegt.

Da hoffe ich heute morgens diese meine ‚Heldentat‘ noch steigern zu können, wende mich nach Norden, um über den alten Kurort Levico Terme direkt bis zum Rifugio Panarotta im gleichnamigen Skigebiet zu fahren. Immerhin 1.300 Höhenmeter sind zu überwinden. Die Strecke ist auch durch den Giro d’Italia geadelt, weil schon mehrmals Etappenziel gewesen, zuletzt im Mai 2014. Doch welch angenehme Überraschung! Es ist eine gut ausgebaute Strasse mit moderater, gleichmässiger Steigung und flach angelegten Serpentinen.

Einfach nur zum Genießen ist diese Panarotta-Auffahrt. Doch oben erwartet mich nur – immer wieder ein skurriler Anblick im Sommer – die vollkommen verlassene Skisstation. Nach rasanter Abfahrt wieder im belebten Tal zurück und nach einem Sommertag am See ist im Hotel der Abendessensabschluß in doppelter Hinsicht passend und köstlich: Es gibt pana cotta.

Kreuzspitze auch ohne Sicht spitze

Ganz hinten im Graswangtal, schon kurz vor dem Ammersattel, an der Bayerisch-Tiroler Grenze, findet sich der Weg auf die Kreuzspitze. Es sind ca. 1.200 Höhenmeter Aufstieg vom zu überquerenden breiten Schotterflussbett am Start bis zum Gipfel auf 2.185 m.ü. M. – eine wirklich schöne, weil abwechslungsreiche Bergtour, anfangs noch durch Serpentinen im Wald.

Dann wähnt man sich auf einmal nicht mehr in den Ammergauer Alpen, sondern fast in den Dolomiten, denn es geht weiter durch einen großen Schotterkessel – genannt Hochgrieskar – rechts an imposanten Wänden vorbei, auf deren Schulter dann durch Latschenkiefern hinaufziehend zum Gipfel. Zum Schluß steht sogar noch eine leichte Kraxelei an. Besonders gut an der Tour ist, es gibt keine Einkehrmöglichkeit und damit ist sie nicht so überlaufen wie vergleichbare, etwa jene auf den Säuling mit dem Säulinghaus.

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Am Gipfel sind dann meine Frau und ich genau in dreieinhalb Stunden wie im Führer angegeben. Allerdings ist es mit dem ausgelobten Vis-à-Vis-Blick auf die Zugspitze so eine Sache. Es gilt der alte Kalauer: „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“. Gerade so ist der Eibsee erkennbar, sonst hat sich Deutschlands höchster Gipfel in Wolken gehüllt. Es ist also ein Kreuz mit der Sicht von der Kreuzspitze, ansonsten ist und bleibt die Tour spitze, gerade an einem etwas bedeckten, nicht so heißen Sommerbergtag wie heute.

Retroronde in Flandern

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Das mir ein bis zu 20% steiler, gepflegt gepflasterter Weg – genannt Paterberg – eine Wohltat sein könnte, hätte ich nicht gedacht. Aber das ist er im Vergleich zu dem von meinem Freund Georg und mir zuvor bewältigten Oude Kwaremont, eine mit 11 % zwar ‚flache‘, aber quälend lange, ganz übel zu fahrende, weil wohl vor langer Zeit verlegte Kopfsteinpflasterpassage. Und wir gehen im Anschluß gleich noch eine dritte Prüfung an, den Koppenberg. Es verlangt nicht nur Kraft, sondern auch Radbeherrschung, um mit den mittlerweile ungewohnten Hacken+Riemen-Pedalen am ansonsten tadellos funktionierendem Stahl-Rennrad, Masi Prestige Jahrgang 1982, auf den glatten Steinen hochzukommen.

Wir sind in Belgien, genauer in den Ardennen in Ostflandern und trainieren für die zwei Tage später stattfindende Retroronde – eine Radtouristik-Veranstaltung auf und mit alten Rädern rund um die Stadt Oudenaarde, geführt auf Streckenteilen der berühmten Flandernrundfahrt, einer der Klassikermonumente des Radsports.

Als wir dann in bester Sonntagsstimmung und bei ebensolchem Wetter die Retroronde angehen, sind wir begeistert von Authenzität, Organisation und Streckenverlauf der 100 km langen Schleife. Einziger Scharfrichter ist der nun uns schon bekannte Oude Kwaremont, der in ‚Rennmodus‘ gefahren dann nicht mehr ganz so schwer ist. Unsere Trainingsrunde war jedenfalls härter, denn die Organisatoren lassen Paterberg und Co. aus, begnügen sich nur mit normalen Hellingen, kurzen Anstiegen mit Asphalt- oder Betonbelag. Vereinzelt eingebaute, Paris-Roubaix-ähnliche flache Kopfsteinpflasterpassagen, im Flämischen Kasseien genannt, können uns nicht wirklich schrecken. Immerhin sind es insgesamt dann doch 1.100 gefahrene Aufstiegshöhenmeter, als wir wieder im flachen Oudenaarde im Ziel eintreffen.

Seine ausführliche Sicht mit noch Bildern von diesen unseren belgischen Radsporttagen hat mein Freund und Redakteur Georg auf aktiv Radfahren veröffentlicht. Und im nächten April werden wir sicher im Fernsehen die Übertragung der Ronde van Vlaanderen genauer verfolgen: Wenn die Radprofis die uns nun bekannten Hellinge hinaufdonnern, dann werden wir im Vergleich dazu wie Grundschüler aussehen – allerdings schon etwas ergraute.

Mit dem Neffen auf das Walberla

Auch wenn es etwas lustig klingt, habe ich doch in Franken mit dem Neffen zusammen etwas Anständiges und Sportliches vollbracht: Mit dem Bergrad sind wir auf das Walberla über dem Wiesenttal gefahren.

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Das ist die Nordkuppe eines 532 m.ü.M gelegenen Zeugenberges mit dem offiziellen Namen Ehrenbürg im Vorland der Fränkischen Alb bei Forchheim. Darauf sind unglaublich viele vorchristliche Siedlungsfunde zu finden. Uns hat an diesem schönen Frühlingstag dann doch mehr das Posen vor schöner Aussicht interessiert. Vom Walberla lässt sich übrigens ein beträchtliches Stück Franken überblicken, vom Bamberger Domberg im Norden bis zum Nürnberger Fernsehturm im Süden, was zum Teil die heute noch fast kultische und festliche Verehrung dieser Erhebung bei den Einheimischen erklärt.

Schöner schwerer Schalfkogel

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Schon einmal etwas vom Schalfkogel gehört? Ich jedenfalls habe bis vor einer Woche den Berg nicht gekannt. Er ist eine veritable Erhebung von 3.537 m.ü.M. und Teil des Ramolkammes, gelegen in den hinteren Ötztaler Alpen. Bekannte Sichtnachbarn sind Hohe Wilde, Hintere Schwärze und Similaun, also Gletscher- und Ötzi-Gebiet. Von Obergurgl am Vortag mit den Ski kommend und auf der schönen Langtalereckhütte auf 2.480 m übernachtend, fahren wir morgens um 7.00 Uhr erst einmal wieder 200 Höhenmeter ab. Es geht dann weiter durch eine enge Schlucht, teilweise sind die Skier sogar am Rucksack zu tragen.

Aus mir nicht sofort ersichtlichen Gründen löst sich ein Fell von einem Ski. Das kostet Zeit und stresst mich etwas, doch Skifixe und eine Reepschnur sind ein gutes Provisorium für diesen Tag. Ich wanke doch nicht oder gebe auf wegen eines Haftungsproblems! Vorbei an einem riesigen Gletschertor ziehen wir endlich über den weiten, langen Gurgler Ferner hinauf, noch bei kaltem Gletscherwind. Das Fell hält.

Es war jedoch abzusehen, an so einem prachtvollen Frühlingstag sind wir nicht alleine unterwegs, auch als es dann bei zunehmender Wärme über den Osthang des Kleinleiten Ferners weitergeht, zuerst zum gleichnamigen Joch und dann zum Gipfel des Schalfkogels. Die Firnscheide am Gipfelgrat ist nicht ungefährlich. Ich bewältige sie mit Ski und Harscheisen; die im Rucksack ganz unten verpackten Steigeisen wären die bessere Wahl gewesen. Wie auch immer, um 12.00 Uhr stehen wir endlich oben und schauen in das weite Rund der weißen Welt.

Nordostseitig steigen wir wieder vom Gipfel ab, die Skier glücklicherweise nicht lange tragend, sondern bald benutzend. Eine Neuschneeauflage auf hartem Untergrund von idealen Hängen lässt jedes Skifahrerherz innerlich jubilieren. Es ist eine perfekte Abfahrt wieder zum Gletscherboden hinunter. Doch diese Skitour ist unrhythmisch.

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Denn es geht wieder zurück über die Schlucht mit aufgepackten Skiern. Und ein erneutes Auffellen zur Langtalereckhütte ist erforderlich. Es ist nun fast heiß, die Thermosflasche leer. Die Aussicht auf baldige Zwischenrast an der Hütte mit Getränken, serviert von einer überaus sehenswerten Bedienung, treibt mich an. Die weitere Hinausfahrt nach Obergurgl hat noch einmal eine Gegensteigung zu bieten. Ich lass nun das weiterhin nicht haftende Fell einfach Fell sein und stapfe zu Fuß. Die letzte Abfahrt dann auf sulziger Piste des Skigebietes ist der simple Abschluß eines sehr schönen und langen Skitourentages am nun auch mir bekannten Schalfkogel.

Gute 48 Stunden am Mount Meru

Wir machen Urlaub in Ostafrika, genauer In Tansania. Und haben bei unserem rührigem Reiseveranstalter Paradies Safaris auch die Organisation der Besteigung einer der höchsten Berge Afrikas gebucht, des Mount Meru. Es ist ein imposanter Vulkanberg, immerhin 4.566 m.ü.M. und im traumhaften Arusha National Park gelegen, jedoch nicht so hoch und damit berühmt wie sein Nachbar Kilimanjaro, der sich in Sichtweite befindet.

Unsere Unternehmung fängt nicht wirklich gut an. Meine Frau hat vor zwei Wochen eine schwere Bronchitis gehabt, ist nun rekonvaleszent und so vernünftig in einer schönen Lodge unten zu bleiben. Ich solle es alleine angehen, dies habe den Vorteil, ich könne in meinem eigenen Tempo und Rhythmus gehen. Dieser ihrer Argumentation kann und will ich erst gar nicht widersprechen. Doch erst mal muss ich mal wieder die bekannte Erfahrung in Afrika machen, dass hier der Begriff Zeit eine andere Bedeutung hat als bei uns. Bis unsere kleine Mannschaft – bestehend aus Guide Godson, dem Koch George und dem Träger Davis – alle Besorgungen am Markt erledigt und sich der Landcruiser im 30 km entfernten Arusha endlich in Bewegung setzt, vergehen Stunden.

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Langsam werde ich etwas nervös, denn es steht laut Führer als erste Etappe ein gut vier bis fünfstündiger Marsch vom Momella Gate zur Miriakamba Hut an, die ersten 1.000 Höhenmeter sind zu machen. Als wir dann endlich um 13.00 Uhr im Nationalpark am Start sind, verzögert es sich erneut. Der obligatorische Ranger als Pflichtbegleitung fehlt. Und ab 15.00 Uhr lässt die Parkverwaltung keinen mehr aufsteigen. Um 14.20 Uhr geht es endlich los mit dem Ranger Bonnie. Er hat ein Mauser-Gewehr von 1909 umhängen, noch aus deutschen Beständen der Kolonialzeit stammend! Ich darf die Route wählen und entscheide mich für die längere durch schönstes Bergregenwaldgebiet. George und Davis wollen die kürzere Nord-Variante nehmen, um dann schon mit fertig gekochtem Essen uns zu erwarten. Und Godson käme gleich nach, weil er muss noch den Versuch der Zwangsbegückung einer Trägerzuweisung abwehren mit dem Argument, dass sein Kunde – also ich – ja sein ganzes persönliches Gepäck selbst trägt.

Im Schnellschritt Richtung Gipfel

„Hurry up“ macht mir Bonnie mit einem Blick auf die Uhr klar. Dies lass ich mir nicht zweimal sagen und die nächsten 11 km Wegstrecke nach oben werden ein skurilles ‚Rennen‘ zwischen uns beiden. Wir machen drei kurze Pausen, der kleine Bonnie jeweils eine Zigarette rauchend und im Gegensatz zu mir keinen Schluck trinkend, doch beide stark schwitzend. Nach genau drei Stunden sind wir an der Miriakamba Hut auf 2.514 m.ü. M. angelangt. Doch keiner da vom Paradies-Team! Der uns hinterhetzende Godson trifft zwanzig Minuten später ein und aus einem anfänglichen Gerücht wird um 19.00 Uhr Wirklichkeit: Geschockt und mit kleinen Stolperblessuren kommen Davis und George an. Sie sind kurz vor der Hütte von einem aggressiven Büffel angegriffen worden und konnten sich nur mit Mühe auf einem Baum retten. Die bewaffnete Rangerbegleitung ist also doch nicht zu belächeln!

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Am nächsten Morgen schaut die Welt wieder wunderbar aus. Noch vor 12.00 Uhr und wieder schneller als gedacht, kommt unser Team auf der nächsten Hütte auf 3.570 m.ü.M. an, der Saddle Hut. Wie am Vortag haben wir eine vor uns gestartete amerikanische Gruppe mit ihren Führern in einem steilen Wegabschnitt überholt, in einem geheimnisvollen Wald bedeckt mit Bartflechten und Moosen. Nach Rast und Essen – immer von mir eingenommen in der lärmenden Küche voller Gelächter und nie im gruftartigen Dinning Room mit den anderen Gästen – machen Godson und ich einen Spaziergang am Nachmittag auf den nahen Little Meru. Mit 3.820 m.ü.M. wäre er in den Alpen einer der höchsten Berge. Hier in Afrika ist er ein Akklimisationsziel gemäss der Regel ‚höher steigen und niedriger schlafen‘ und ein herrlicher Aussichtpunkt auch auf das eigentliche morgige Ziel – den Hauptgipfel. Auf diesen bin ich fokusiert und fühle mich glücklicherweise bestens.

Um 1.45 Uhr und nach kurzer Nacht, die eine Stunde zuvor gestarteten Amerikaner waren nicht leise, brechen Godsun und ich bei Vollmond auf. Schon bald am Rhino Point können wir die Ruhestörer mal wieder einholen. Über feines Lavageröll geht es nun am imposanten Kraterrand – mit Blick auf den Aschekegel im Inneren der Caldera – auf den dunklen fernen Gipfel immerzu nach oben. Mystische Stimmung. Die 4.000er Grenze ist bald da, 4.200 m schon kurz nach 4.00 Uhr erreicht. Ich bin übermütig und viel zu schnell unterwegs. Godson geht daher ab jetzt nun in leicht felsigem Gelände und mit erstmals eingeschalteter Stirnlampe im Führertempo voran.

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Wir sind trotzdem in knapp vier Stunden am Gipfel. Und zu früh dran, müssen daher in der Kälte auf den Sonnenaufgang warten. Der kommt prachtvoll hinter dem Kilimanjaro hervor und erleuchtet die fast 1.500 m hohen Kraterwände des Merus unter uns. Als die Amerikaner eintreffen ist es mit der erhabenen Stimmung vorbei.

Trotz langen Abstiegs halten die Knie

In kürzester Zeit laufen wir wieder nach unten zur Sattle Hut. Es ist erst 8.20 Uhr. Ich bin nun hungrig und müde. Mit einem reichlichen Früstück, besser frühem Mittagessen, verwöhnt bzw. stellt mich George wieder her. Als das Paradies Team – wieder um Ranger Bonnie verstärkt – vor 11.00 Uhr zum weiteren Abstieg aufbricht, treffen die letzten heutigen Meru-Bezwinger vollkommen fertig an der Hütte ein. Wer hat da wen bezwungen? Sie tun mir leid, weil ja für alle nun noch ein anstrengender Abstieg zumindest bis zur Miriakamba Hut ansteht.

Mt. Meru und Ashkone

An der machen wir etwas Rast. Und erstaunlicherweise halten es meine Knie aus dem herunterstürmenden Davis zu folgen (er trägt übrigens neben einem schweren Rucksack noch eine über 7 kg schwere Gasflasche mit Kocher und Geschirr auf dem Kopf). Über den kurzen Weg erreichen wir sicher – Büffel sind nur in großem Abstand zu sehen – um 14.30 Uhr den Ausgangspunkt am Momella Gate. Unglaublich, Godson und ich haben gerade 3.000 Höhenmeter im Abstieg gemeistert.

Wir sind ein tolles Team gewesen und 48 schnelle, intensive, erlebnisreiche Stunden finden einen würdigen, weil afrikanischen Abschluß: Es dauert geschlagene zwei Stunden bis mich meine neuen tansanischen Freunde an der nicht so weit entfernten und traumhaften Arumeru River Loge abliefern können. Nach unzähligen Umarmungen entlassen sie mich mit meinen nun kaputten Beinen in die Arme meiner Frau.

Schön. Einsam. Enningalm.

Und die Wetterwechsel dieses Herbstes gehen weiter. Anfang November herrscht eine ‚Goldene Oktober‘ Stimmung, der Föhn bringt Prachtwetter mit knapp 20 Grad Celsius mittags.

Mit dem MTB auf der Ennigalm

Nichts wie raus, auf zu einer vielleicht letzten MTB-Runde des Jahres in den Ammergauern. Von Ettal hinunter über Oberau geht es ab Farchant knapp eintausend Höhenmeter hinauf auf breiter, einfach zu fahrender Schotterstrasse – aber schweißtreibend – zur Enningalm. Dort ist es wunderschön, herrlich und einsam. Die Spuren des Wintereinbruchs von vor zehn Tagen sollten mir eigentlich Mahnung sein, trotzdem gehe ich den klassischen Nordtrail Richtung Graswangtal an.

Schnee. Matsch. Baumstämme. So lässt sich die Abfahrt zusammenfassen. Weil Schneereste an Grasflanken abgerutscht und durch den Sturm viele Bäume umgefallen sind, muss ich ganze Wegpassagen schieben und Hindernisse übertragen. Die Runde bis Ettal zurück bin ich in den vergangenen Jahren immer weit unter drei Stunden gefahren. Das gelingt mir heuer nicht, aber innerhalb einer Woche sich erneut kalt-nasse Füsse und ein zufriedenes Grinsen einzuhandeln sind der verdiente Lohn der Unvernunft.

Über dem Inntal am Nationalfeiertag

Welche Wetterkontraste! Letzte Woche herrschte noch goldenes, warmes Herbstwetter, dann kam die erste Kaltfront mit Schnee. Und totzdem wollen mein Freund Robsl und ich am heutigen österreichischen Nationalfeiertag etwas Erhabenes erleben.

MTbiken im Schnee - Blick über Nebeldecke im Inntal

So kommen wir auf die Idee der Nebelsuppe der Tallage zu entfliehen und mit dem MTB auf eine Alm zu fahren. Die weit und breit vermutlich wohl einzig vom Schnee geräumte (Teer-)Strasse ist jene von Gnadenwald auf die Hinterhornalm. Bis auf die Höhe von ca. 1.300 Höhenmetern funktioniert das auch, dann hatte wohl der schneeräumende Traktorfahrer keine Lust mehr, der letzte Weg zur Alm ist im Weiß versunken. Uns bereitet jedoch der Panoramablick über die Tuxer Alpen und das mit dichtem Nebel bedeckte Inntal eine solche erhebende Freude, dass uns die anschließende kalte Abfahrt mit nassen Füssen nicht wirklich etwas ausmachen kann.