Schönes Weiß in Klais

Die heurige Langlaufsaison kann man – zumindest in Oberbayern – bis jetzt ziemlich vergessen. Zu wenig Schnee in den tieferen Lagen, bei mir ging sich noch kein Skatingtag aus. Heute könnte es jedoch endlich mal gelingen: Es hat schönes, fast mildes Wetter und Neuschnee am Anfang der Woche gemacht. Und heute wäre auch der berühmte König-Ludwig-Lauf in Oberammergau, den ich vor zwei Jahren des erste mal auf den schmalen Spaghetti-Latten absolvierte. Doch so ganz ohne spezifisches Training kann ich es wohl vergessen diesen Ski-Marathon erneut durchzustehen.

Langlaufski an Loipe nach Klais

Also die Latte(n) tiefer hängen und ein gemäßigteres Ziel ansteuern, welches sich hinter Garmisch auf dem Weg nach Mittenwald findet. Startend in Kaltenbronn hat es eine tolle Loipe nach Klais. Der kleine Ortsteil von Krün rühmt sich mit 933 m.ü.M. Bayerns höchstgelegenen Bahnhof zu haben, der bis 2007 auch Deutschlands höchster Intercity-Halt gewesen war. Ich bin daher sehr erstaunt, als auf der einspurigen Bahnstrecke – welche anfangs parallel zur Loipe verläuft – eine ICE-Garnitur neuester Bauart in Langsamfahrt auftaucht. Leider in entgegengesetzter Richtung unterwegs, es wäre spannend gewesen gegen diesen „weißen Blitz“ ein Rennen auszutragen …

Wie auch immer, so muss ich alleine wieder ein Tempo- und Technikgefühl entwickeln. Nach einer halben Stunde klappt es halbwegs. Der überraschend gut präperierte Schnee und der schöne Blick auf das Karwendelgebirge motivieren mich zudem. Bald taucht auch das beschauliche Klais bei Krün auf, in schöner weißer und nicht grüner Winterlandschaft des Werdenfelser Landes. Fast zwei Stunden und 25 km bin ich unterwegs. Die etlichen Runden mit teils knackigen Anstiegen haben meine Oberschenkel wohlig schwer und mich zufrieden müde werden lassen.

Bleibt noch ein Ergebnis abends nachzutragen: In Oberammergau hat heute ein 26-Jähriger Norweger den 46 km langen König-Ludwig-Lauf in der freien Technik in 1h und 45 min gewonnen. Da hätte ich also meinen weißen Blitz erleben können.

Freie Fahrt im Kühtai

Panorama Skigebiet Kühtai

Prachtvolles Wetter, gute Pistenverhältnisse dank einer undefinierbaren, akzeptablen Mischung aus Natur- sowie Kunstschnee und das Beste: Ein fast leeres Skigebiet. Heute sind nur wenige Brettelfans unterwegs, was wollen wir also mehr? Wir geniessen am zweiten Advent im Kühtai zwischen 2.000 und 2.500 m.ü.M. unseren ersten Skitag der Saison. Und in dem Wissen, dass in gut zwei Wochen es hier weihnachtsferienbedingt brechend voll sein wird, carvt es sich noch freier in grossen Schwüngen vor Stubaier und Ötztaler Bergkulisse.

Pitsch, patsch – Crossen im Matsch

Was draussen treiben an einem trüben, tristen regennassen Novembertag? Rennradfahren auf der Straße macht da nicht wirklich Laune, zum Skifahren ist es noch zu früh. Da lobe ich mir meinen Cyclocrosser, siehe auch mein Plädoyer dazu.

Mit dem Crossrad im Novembergrau

Es geht zusammen mit meinem Freund Georg in die Pössinger Au bei Landsberg, wir fahren den Lechsteilhang rauf und runter. Der lichte Wald ist fast so nass wie der unten ruhig dahinfliessende Fluss. Die dünnen Crossreifen pflügen sich durch den Boden. Um nicht zu stürzen, verlangt uns der nasse Laubteppich alle Steuerkünste ab. Wie Lausbuben spielen wir im und mit dem Matsch.

Nach fast zwei Stunden hat der Spass dann doch ein Ende. Zum Glück gibt es den Gartenschlauch für das Rad, die Waschmaschine für die Kleidung und den Kachelofen für die kalten Knochen.

Panoramablick über die Alpen

Panorama ist laut Wikipedia ein Wort griechisch-lateinischen Ursprungs und bedeutet in etwa „Allschau“. Ich finde nicht nur etwa, der Ausdruck trifft es ganz genau. Denn der Rundumblick vom Peitlerkofel (2.875 m.ü.M.) in Südtirol geht über den gesamten Bogen der Zentralalpen.

Panormasicht nach Norden vom Peitlerkofel

Ganz im Westen ist der Ortler zu erkennen, welcher bis 1919 der höchste Berg Österreichs gewesen ist. Über die Ötztaler, Stubaier und Zillertaler Alpen sowie die Hohen Tauern wandert der Blick bis nach Nordosten zum Großglockner, dem heutigen höchsten Berg der Alpenrepublik. Ich schätze die Luftlinienentfernung zwischen den beiden Spitzenreitern auf fast 180 km – was für eine Fernsicht!

Diese grandiose Allschau dürfen meine Frau und ich am heutigen Tag der Deutschen Einheit erleben. Und es ist nicht nur ein bundesrepublikanischer, sondern auch ein persönlicher Feiertag. Mit der Bergtour auf den Gipfel des Peitlerkofels können wir endlich dem tagelangen herbstlichen Nebel der Tallagen entfliehen. Und sind zumindest für Stunden im Sonnenglück.

Meine Wahl ist der Auerberg

Ein berühmter vorgelagerter Aussichtsberg der Alpen ist der Rigi in der Schweiz. Auch Bayern hat seine „Rigis“, wenn auch in kleinerem Format. Der eine ist der Hohe Peißenberg in Oberbayern, der andere in Sichtweite zu ihm der weniger bekanntere Auerberg (1.055 m.ü.M.) in Bayrisch-Schwaben. Letztgenannter ist zwischen den Orten Bernbeuren und Stötten gelegen. Er wurde schon von den Kelten und Römern besiedelt ; es windet sich daher heute ein witziger archäologischer Lehrpfad um den Berg.

Rennrad auf Auerberg

Beide Erhebungen liegen noch in erreichbarer Schlagdistanz zu meinem Wohnort, eignen sich also für lange Trainingseinheiten. Als österreichischer Staatsbürger gebe ich meine Stimme am heutigen Tag der Bundestagswahl dem Auerberg, dem schwäbischen Rigi. Der hat ein paar fiese, aber bewältigbare Rampen im Aufstieg. Störender sind die vielen Motorradfahrer, die wie Rennradfahrer schöne Kurven zu schätzen wissen. Klar, heute zieht es alle hinaus bei dem Herbstwetter, auch wenn es nicht strahlend ist, sondern milchiges Licht hat, hervorgerufen durch hohe Schleierwolken.

Über Marktoberdorf (Eisdielen-Stop) fahre ich weiter und komme ziemlich fertig nach gut 130 km wieder zu Hause an. Da trudeln gerade auch die ersten Hochrechnungen rein. Die FDP scheint komplett fertig zu sein. Die Union aus CDU/CSU verfehlt knapp die absolute Mehrheit, das riecht wohl nach irgendeiner schwierigen Koalition. Ein strahlender Wahlsonntag schaut anders aus.

Die Grüne wird zur Hölle des Regens

Nach dem letzten Jahr in Kelheim zieht es mich wieder zu einem 24-Stunden-Rennen. Diesmal in die Eifel an den Nürburgring zur Großveranstaltung Rad am Ring. Mein Freund Georg macht mich zum Leser und damit zum Mitglied eines Vierer-Teams der Zeitschrift aktiv Radfahren. Wir reisen bei bestem Spätsommerwetter und fast 30° Celsius am Freitag schon an. Und beziehen ein Zelt mit Feldbetten im Fahrerlager, hervorragend organisiert und betreut von Dextro Energy, werden deren ‚Presseteam‘.

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Am Samstag geht es um 13.15 Uhr endlich los, Georg fährt die hektische Startrunde für uns. Ich bin als Dritter dran. Das Wetter ist schön und ich haue mich voll rein auf die Nordschleife. In der Erinnerung, diese berühmte Rennstrecke bin ich schon mal vor über 15 Jahren mit dem Rennrad bei einer RTF gefahren. Vor allem am langen Anstieg zur Hohen Acht hinauf habe ich heute gute Beine. Da wissen wir noch nicht, dass meine erste Runde mit einer Zeit von 47 Minuten die schnellste unseres Teams bleiben soll.

Aber wir können es ahnen, denn dunkle Wolken ziehen auf. Als ich Robert ablöse, also zum zweiten mal dran bin, schüttet es schon am Spätnachmittag. Der Nürburgring – sonst auch Grüne Hölle genannt – wird zu einer Regenschlacht, zu einer doppelten Qual für jeden der 4.700 Teilnehmer. Denn jede Runde hat es mit einer Länge von 27 km und 500 Höhenmetern in sich, zudem mit der sog. Fuchsröhre Hochgeschwindigkeitsabschnitte im Angebot.

Massenmord in nebliger Nacht

Es kommt wie es kommem muss. Georg stürzt nachts auf regennasser Abfahrt. Zum Glück ist nur etwas Tapete ab, also Haut abgeschürft am Oberschenkel; er muss aber aufgeben. Wir machen nun als Dreierteam weiter und beschliessen, erst nach Doppelrunden zu wechseln. Ich habe auf meinen Nachtfahrten Glück. Es trocknet wieder ab, durch die dichten Nebelschwaden taste ich mich defensiv abwärts. Aber ich beteilige mich ebenso als Täter an einem Massenmord: Hunderte von Kröten und Salamandern sind durch den Regen auf die Asphaltstrecke gelockt worden und werden nun von dünnen Rennradreifen zerteilt.

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Als dann um 5.00 Uhr morgens Regenfluten mit schwerem Sturm hereinbrechen wie im Spätherbst, hat die Rennleitung ein Einsehen und unterbricht. Um 8.30 Uhr geht es weiter mit einem Neustart. Es regnet nur mehr schwach, immerhin etwas Erleichterung für mich als Startfahrer des Rennens zweiter Teil. Insgesamt kann ich mit sechs Runden zu unserem Gesamtergebnis beigetragen, schaffe also gesamt 3.000 Höhenmeter. Unser Teamheld ist jedoch der Schlussfahrer und Triathlet Michael, der gar sieben Runden bewältigt.

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Wir können es kaum glauben, in der Endabrechnung werden wir von 598 Vierer-Teams auf Platz 44 gewertet. Für uns mittelalte Herren ganz respektabel, oder? Und wetten, in spätestens einem Jahr sind die Strapazen, die Kälte und der Regen vergessen, nur mehr das Heldenhafte von Rad am Ring 2013 bleibt bei allen Beteiligten in Erinnerung. Danke auch an Sportograf für die sensationellen Bilder unter diesen Umständen!

Hurra, das Edelweiß ist wieder da

Edelweiss in Felsen

Bis auf die Zuchtversion im eigenem Garten habe ich die Königin der Alpenflora seit meiner Kindheit auf der Alm nicht mehr gesehen – das Edelweiß. In diesem Bergsommer konnten wir es gleich dreimal bewundern, je einmal in Nord- und Südtirol sowie im Belluno. Näheres wird jedoch nicht verraten, also keine genauen Ortsangaben gegeben. Es ist ein sehr beglückender Überraschungsmoment, wenn eine kleine Edelweiß-Kolonie am Wegesrand oder zwischen Felsen hervorlugt.

Schafskopf auf dem Gamsjoch

Am Gipfelkreuz Gamsjoch

Das sollte jeder mal gesehen haben. Von Vorderriss kommend und durch den Großen Ahornboden fahrend, hört irgendwann die Strasse an einer massiven Bergwand auf – den Laliderer Wänden. Wir sind in der Eng im Karwendel gelandet und wandern zuerst auf die Falkenhütte. Selbst ein Hagelschauer kann uns nicht stoppen. Am nächsten Tag ist das Wetter wieder schön, also auf zur Bergtour. Auf dem Gamsjoch auf 2.452 m ist dann gar nichts mehr eng, sondern es präsentiert sich die ganze Pracht der Karwendelkette. Aber was macht der Schafskopf da oben am Kreuz?