L’Alpe d’Huez Retrospektive

Heute wird bei Eurosport die legendäre L’Alpe d’Huez Etappe der Tour de France übertragen. Ich vermute, das Spektakel werden nicht sehr viele Menschen in Deutschland live mitverfolgen.

Jan Ullrich im Gelben Trikot bei der Tour de France 1997

Das war im Jahr 1997 noch ganz anders – ein gigantischer Hype um Jan Ullrich herrschte damals. Und eine ganze Nation bestand plötzlich aus Radsportexperten. So auch mein Freund Stefan und ich vor 16 Jahren. Zuerst sind wir damals mit dem Auto nach Bourg-d’Oisans gefahren, dann mit dem Rad selbst vormittags vorbei an Massen von Fans hinauf nach L’Alpe d’Huez. Es ist ein gigantisches Erlebnis gewesen, gesteigert nur als die Profis nachmittags an uns vorbeikamen.

Als erster Marco Pantani: Ich habe nie mehr einen Menschen gesehen, der so schnell einen Berg hochgefahren ist. Und auch keinen mehr mit einem so der Welt entrücktem Blick. Ulle folgte als Zweiter – ich konnte zwei Fotos von ihm machen – und verteidigte sein Gelbes Trikot. Wir ahnten es, heute wissen wir, was da alles im Spiel gewesen ist. Trotzdem bekomme ich heute noch Gänsehaut, wenn ich an diesen Tag zurückdenke. Danke Ulle!

Über Schloß Neuschwanstein stehend

Blick vom Säuling auf Forggensee und Schloß Neuschwanstein

Nachdem ich schon zum König Ludwig II. mit dem MTB gefahren und durch seinen Park mit Ski gelaufen bin, will ich nun hoch über ihm bzw. seinem berühmtesten Bauwerk stehen, dem Schloß Neuschwanstein. Das gelingt mit einer Bergtour auf den Säuling mit 2.047 m.ü.M. – dem Grenzberg von Tirol und Bayern, welcher zwischen den Städten Reutte und Füssen gelegen ist. Die Aussicht auf das Schloß ist phantastisch, Schwangau und den Forggensee sowie die Lechtaler Alpen im Süden gibt es gratis dazu.

Puig de Massanella

Mallorca kenne ich bestens durch zahlreiche Aufenthalte mit dem Rad. Und gerade das so schöne Tramuntana Gebirge im Westen des Eilandes. Neu für mich ist, dies auch per pedes zu entdecken abseits der Teerstrassen. Wir haben Glück, sind gerade in der Woche dort als in Süddeutschland der Himmel seine Wasserschleusen öffnet.

Rundblick vom Puig de Massanella über die Insel Mallorca

Über karstige, verblockte Hochflächen wandern wir auf den Puig de Massanella mit 1.365 m.ü.M. Er ist der zweithöchste Berg nach dem Puig Major. Letzterer ist leider nicht zugänglich, weil ihn das Militär eingezäunt und mit einer Abhöreinrichtung bekrönt hat. Aber auch die Massanella lässt einen grandiosen und vor allem freien Rundblick über die gesamte Baleareninsel zu.

Zum Lobe des Crossrades

Die Tage sind nun kurz, die Temperaturen fallen. Kaum einer denkt mehr an Radfahren. Da möchte ich doch mal die Lanze für einen Radtyp brechen, der meiner Meinung nach ziemlich unterschätzt wird – das Crossrad.

Grün-schwarzes Crossrad von Focus

Jeder Rennradfahrer wird sofort in einem Crosser das logische und ideale Trainingsgerät für die kalte und dunkle Jahreszeit erkennen, sobald er das erste mal darauf fährt. Keine Veränderung in der Geometrie, fast so schnell wie sein Renner. Nässe, leichte Glätte, Bordsteine, Feldwege – alles kein Problem dank Diamant-Reifenprofil. Wer braucht da ein MTB? Zumindest im Winter wird keiner eine Almrunde oder einen Alpencross fahren.

Die Schweizer nennen es Rad quer

In Belgien, den Niederlanden und Tschechien ist der Cross-Sport ein grosses Fest, bei uns fristet er leider ein Schattendasein. In der Schweiz heißt Cyclocross sogar ‚Rad quer‘. Das klingt verkehrt. Verlassen wir die Profiszene, das Crossbike ist auch mein Alltagsrad im Stadtverkehr. Schnell und agil unterwegs sein, Kopfsteinplaster und Kanten zu nehmen ist die eine Seite. Die andere hat mit Stil zu tun. In meiner Heimatstadt gibt es seine sehr steile Straße zwischen Unter- und Oberstadt, die Alte Bergstraße. Ist es da elegant zur Bewältigung der Steigung ein MTB zu benutzen? Egal welche Bergrad-Type, ob Baumarkt-Mühle oder Custom-Made-Fully, es wirkt immer irgendwie unpassend in der urbanen Umgebung. Nicht so der Crosser.

Mein eigenes Modell hat keinen Rahmen aus Carbon-, sondern einen robusten und bezahlbaren aus Alumium. Es ist ein schickes Modell von Focus in Renngeometrie. Einzige Schwäche sind die zu wenig verzögernden und zum Stottern neigenden Cantilever-Bremsen. Da werde ich doch nicht wechseln zur 26“-Stollenfraktion mit seinen zupackenden Scheibenbremsen? Keine Sorge, liebes Crossrad, ich bleibe Dir treu, zumindest im grauen (Winter-)Alltag.

Über dem Nebelmeer auf dem Hörnle

MTB im Schneefeld am Hinteren Hörnle liegend

Seit Tagen herrscht eine besondere Wetterlage. In allen Tälern und Ebenen schwimmt eine undurchdringliche Nebelsuppe. Und auf den Bergen ist es strahlend schön. Das nennt sich Inversionslage. Meine kleine Flucht ins Licht gelingt am Hinteren Hörnle über Bad Kohlgrub in den Ammergauern. Es ist wohl die letzte MTB-Tour des Jahres, denn über erste Schneefelder ist schon zu schieben. Egal, Hauptsache Sonne tanken!

Im Flow in der Toskana

Nun werde ich zum Serientäter. Im dritten Jahr hintereinander bin ich wieder in der traumhaften Toskana bei der L’Eroica am Start. Bei der ersten Kontrollstelle merke ich, meine Beine sind heute super. Daher entscheide ich mich spontan statt der bekannten 135 km Strecke noch die Südrunde über Montalcino anzuhängen, also insgesamt 205 km, davon fast 100 km auf Schotterstrassen mit gesamt 3.800 Höhenmetern zu fahren. Im bin im Flow und überhole immer mehr vor mir Fahrende je länger das Rennen dauert – ein innerliches Fest!

Nach 205 km auf Schotterstrassen im Ziel in Gaiole

Im Ziel in Gaiole bin ich zwar etwas verstaubt, aber stolz und glücklich. Das ist definitiv mein bester Tag auf dem Rad in diesem Jahr gewesen. Und danke nochmals an Thai Do für seine „Dauerleihgabe“, das Masi Prestige, welches heute wie eine Raubkatze schnurrte.

Königlicher Anstieg zum Schachen

In einer guten Woche werde ich wieder in der Toskana bei der L’Eroica auf einem alten Rennrad auf Schotterstrassen fahren. Wie bereitet man sich darauf vor? Mir fällt ein langer schottriger Weg ein, den König Ludwig der Zweite im Wettersteingebirge hat anlegen lassen, um sein exotisch-orientalisches Haus am Schachen mit Pferdekutsche erreichen zu können.

MTB am Schachenhaus im Wettersteingebirge

Also los mit dem MTB, vom Garmischer Skistadion über Wamberg nach Elmau. Dort beginnt der breite königliche Weg. Ich setze mir als Ziel in einer Stunde am Schachenhaus zu sein. Gut, ich verfehle meine Zielzeit um fünf Minuten. Aber der Trainingseffekt ist bestimmt ein guter und der Aussichtsplatz am Schachen ein phantastischer. Das muß man dem König Ludwig wirklich lassen:  Der hatte ein damisch gutes Gespür für besonders schöne Orte und wie man sich gekonnt-exaltiert auch noch der Nachwelt präsentiert.

Viele Runden in 24 Stunden in Kelheim

24h-Runden-Rennen liegen klar im Trend, sei es mit dem Rennrad oder dem MTB. Für letztere Kategorie bin ich schon 2005 in München im Olympiapark am Start gewesen in einem Viererteam.

Im Startzelt nachts beim 24h-Stunden in Kelheim

Meine Premiere auf dem Rennrad ist das Orginal in Kelheim an der Donau in einem Fünfer-Team. Es ist ein Rundkurs von fast 17 km Länge. Aus der Altstadt heraus geht es gleich eine Steigung hinauf, vorbei an der berühmten Befreiungshalle. Dann heißt es eine schnelle Gruppe finden, um mit Vollgas wieder ins Ziel zu jagen und an einen der Teampartner zu wechseln. Unser Team ‚Forza Adlersberg‘ schlägt sich gut, aber ich bremse uns aus durch eine halbstündige, nächtliche Zwangspause wegen eines Vorderradschadens. Nicht ärgern, als Erfahrung abhacken und lächelnd weitermachen. Ich kann mit 10 gefahrenen Runden zu unserem Gesamtergebnis von 47 Runden beitragen. Meine uneingeschränkte Bewunderung gilt jedoch den 24h-Einzelfahrern!