Saisonabschluß im Tiroler Oberland

Eigentlich ist der 5te Imster Radmarathon auf Ende Mai – als perfekte Vorbereitungsveranstaltung für den Ötztaler – terminiert gewesen. Er hat zwar nur 110 Kilometer Streckenlänge, doch dafür reichlich Höhenmeter zu bieten mit 2.300 an der Zahl. Und zudem ist der Haiminger Berg eingebaut, eine mir bestens bekannte 1.100 Höhenmeter Auffahrt, die nicht die geringste Flach- und damit keine Erholungspassage beinhaltet.

In Roppen beim Imster Radmarathon

Doch durch Corana-Auflagen wurde der Imster auf Ende September verschoben. Das soll mir Recht sein, denn diese Herausforderung kann ich gut trainiert am Ende der Saison sicher bewältigen. Kurz vor 10.00 Uhr – also 60 Kilometer und 2,5 Stunden nach Start – überquere ich den Haiminger bzw. Silzer Sattel. Nach der rasenden Abfahrt ins Ötztal lächele ich an der nächsten Steigung hinter Roppen schon befreit. Wieder ins Ziel nach Imst gelange ich mit einer Fahrzeit von etwas über 4 Stunden. Das ist doch ein schöner und gelungener Abschluß der Marathonsaison im Tiroler Oberland gewesen!

Kufstein – auch eine Perle von Radmarathon

Bevor es zum Sportlichen kommt, habe ich eine Frage: „Kennst du die Perle, die Perle Tirols?“  So beginnt das berühmte, von dem Tiroler Karl Ganzer 1947 komponierte volkstümliche  Lied,  um dann weiterzuführen: „Das Städtchen Kufstein, das kennst du wohl! Umrahmt von Bergen, so friedlich und still. Ja das ist Kufstein dort am grünen Inn.“

Kufsteinerland Radmarathon - Abfahrt Thiersee

Und genau in dieser Perle – mit Start und Ziel am Oberen Stadtplatz – hat heute der 5te Kufsteinerland Radmarathon stattgefunden. Bei bestem Wetter und nur leichter morgendlicher Frische geht es zuerst nach Thiersee hinauf und wieder hinunter. Scharfrichter sind dann die beiden Steigungen in Brandenberg bei Kramsach.

Kufsteinerland Radmarathon - Zielsprint

Doch ich finde immer gute Gruppen und Mitfahrer, wie Josef aus Mieming, einem zehnfachen Ötzi-Teilnehmer. So kann ich die 125 Kilometer und über 2.000 Höhenmeter in 4 Stunden und 23 Minuten gut bewältigen. Im Zielsprint allerdings habe ich gegen Josef keine Chance; in der Disziplin Radsprint bin ich noch nie eine glänzende Perle gewesen.

Noch im Juni viel Schnee im Finstertal

Skiaufstieg Fnstertal im Juni

Wäre heute ein österlicher Feiertag, die sich darbietende Bergszenerie in weißer Schneelandschaft würde keine Besonderheit darstellen. Doch ist in diesem Frühjahr so gar nichts normal gewesen, weder die durch Corona bedingten Reisebeschränkungen noch die aussergewöhnlichen Schneemengen, letztere bedingt durch die kalten und niederschlagsreichen Monate April und Mai. So darf ich erst heute an Fronleichnam endlich wieder nach Tirol einreisen und kann mit meinem Freund Robsl eine erste und letzte Skitour gehen.

Skiabfahrt Kraspressee

Wir starten um kurz nach 6.00 Uhr im Kühtai, gehen vorbei am Speichersee Finstertal und steigen auf die gleichnamige Scharte mitsamt ihrem darüberliegenden Kopf. Nach kurzer Firnabfahrt und erneutem Auffellen fahren wir von der Kraspesspitze ab. Der unterhalb gelegene Kraspressee ist erstaunlicherweise Anfang Juni immer noch schnee- und eisbedeckt. Nur die ersten grösseren Rutschungen und der schon sehr durchfeuchte Schnee zeigen uns deutlich an, es ist nun Zeit diesen Sommer mit seinen Freiheiten und Freuden zu geniessen.

Doch zuerst einmal – oder zum Schluß – heisst es nach der unteren Zwinge die Ski entgültig ab bzw. auf den Rucksack zu schnallen und eine knappe halbe Stunde bis Haggen hinauszuschreiten.

Kleine Flucht mit Namen Tegelberg

Am Tegelberghaus

Auch wenn man gerade nicht viel unterwegs sein bzw. unternehmen soll, eine kleine Skitour zum Tegelberg hinauf geht immer – mit heute herrlichem Blick hinüber zum Säuling. Und das tut so gut, nicht nur in der Phase des Corona-Lockdowns.

Schade nur, dass das Tegelberghaus geschlossen sein muß. Wenigstens die AHA-Regeln sind bestens einhaltbar, da fast alle Skitourengeher solo unterwegs sind, also ihre kleine Alltagsflucht alleine unternehmen.

Bilderbuchloipe auf den Bergwiesen

Bilderbuchloipe

Ein Bild wie gemalt ist hier zu sehen. Wie geht das denn? Ganz einfach, man benutze einen Malstilisierungsfilter in Photoshop. Nicht so einfach ist es jedoch diese bayrische Bilderbuchloipe zu finden.

Erstens ist diese nur gespurt bei wirklich ausreichend Schnee (in der letzten niederschlagsarmen Wintersaison 2019/20 ging daher gar nichts) und zweitens ist sie grob im Nirgendwo zwischen den beiden Orten Peiting und Steingaden neben der B17 gelegen.

Sie hat jedoch einen Namen, nämlich Bergwiesen, benannt nach der Flurbezeichnung. Eine kurze knackige Steigung ist auch zu bewältigen am Anfang. Dann hat man auf einem Hochplateau den freien Blick auf die Alpen bei Füssen und den Auerberg, heute bei agressiver und dunkler Föhnstimmung. Damit sind alle Zutaten beisamen für einen ziemlich einsamen Sport- und Naturgenuss; was nicht das Schlechteste ist, gerade auch in diesen Corona-Zeiten.

Im Doppelpack durch den August

Aus der Not (der Kontaktbeschränkungen in Coronazeiten) kann man auch (in und mit dem Hobby Rennradfahren) eine Tugend machen.

Da alle Radmarathon-Veranstaltungen bis auf weiteres abgesagt worden sind, der (Rad-)Sommerurlaub in den Alpen aus Vorsichtsgründen ebenso ausfällt, treiben sich mein Radfreund Robert und ich daher im Doppelpack in schönen heimatlichen Gefilden herum.

Über ein halbes dutzend mal sind wir in diesem August schon gemeinsam auf Tour gewesen zwischen Ammersee, Lech und Westlichen Wäldern. Bei warmen Temperaturen hatten wir fast immer Wetterglück, nur einmal kamen wir in einen kurzen Sommerregen.

Und ich bin sehr froh ob Roberts Fahrkünsten – er hat als ehemaliger Amateurfahrer auch eine dementsprechende Ausbildung genossen – denn nur so gelingen ihm sicher und souverän seine Selfie-Bilder von uns beiden während der Fahrt.

Erleuchtung auf der Scheinbergspitze

An diesem Pfingstmontag stehen meine Frau und ich ganz früh um 1.00 Uhr auf, fahren in das hintere Graswangtal und gehen bei Kälte und Dunkelheit, also mit Mütze und Stirnlampe ausgerüstet, auf die Scheinbergspitze in den Ammergauer Alpen.

Warum dieser Aufwand? Wollen wir wie die Jünger Jesu an Pfingsten vom Heiligen Geist erfüllt werden? Nicht ganz, doch eine Ahnung der Herrlichkeit der Schöpfung und ein Geschenk ist es jedes mal aufs Neue, den Sonnenaufgang auf einem Berggipfel erleben zu dürfen.

Es ist magisch: Im Rücken das bekannte Massiv der Hochplatte steigen um 5.20 Uhr die ersten, noch überhaupt nicht wärmenden Sonnenstrahlen über die Klammspitze und streifen das Graswangtal. Silbern liegt dort unten der Fluß Linder. Und das Beste dabei ist – wir sind vollkommen alleine am Gipfel der Scheinbergspitze, keiner wollte heute so früh aufstehen.

Beim Abstieg begegnen uns dann mehr als dreißig Wanderer, der Parkplatz unten ist schon vor 8.00 Uhr überfüllt. Wir haben heute für uns alles richtig gemacht und sind trotz einsetzender Müdigkeit erfüllt von diesem Licht- und Bergerlebnis. Wie lange hält die Erleuchtung in uns an?

Der Sport in den Zeiten von Corona

rennrad_web

In diesen Zeiten der Corona-Pandemie wird ’social distancing‘ – ein fürchterlicher Begriff wie ich finde – als das Gebot der Stunde und die Richtschnur des Handelns für jeden von uns als soziales Wesen ausgerufen. Da stellt sich die Frage: Dürfen wir noch Sport betreiben?

Der Besuch von Fitnessstudios und der Betrieb von Vereins- bzw. Mannschaftssport verbietet sich von selbst. Wie sieht es jedoch mit Outdoor-Sportarten aus? Es herrscht gerade prachtvolles Wetter mit besten Bedingungen für Skitouren, doch solche Bergerlebnisse sind ebenso untersagt, die Einreise etwa nach Tirol ist zudem verboten. Was also tun?

Da bieten sich für mich als begeisterten Rennradfahrer immer noch beste Möglichkeiten. Die meisten Trainingsrunden und Kilometer absolviere ich seit Jahrzehnten – wie so viele Gleichgesinnte wohl auch – eh immer alleine. Es ist also keine so große Umstellung für nun unbestimmte Zeit auf die gelegentliche Ausfahrt mit Freunden oder auf sowieso abgesagte Marathon-Veranstaltungen zu verzichten.

Jede Rennradtour stellt für mich trotz aller Anstrengung und Überwindung eine Stärkung von Körper und Geist dar. Spätestens nach einer Stunde Training denke ich an Nichts mehr, auch das gerade alles beherrschende Dauerthema Corona verflog heute bei mir mit der Dauerwahrnehmung des Surrens der Kette. Radsport stärkt also Herz und Lungen, macht den Kopf wieder klar und lässt einen ohne Angst wieder zu seinem Heim(-arbeitsplatz) und zu seinen Liebsten zurückkehren.

Wenn heute ab Mitternacht (zuerst in Bayern, andere Bundesländer werden folgen) die weitreichenden Ausgangsbeschränkungen gelten, dann bin ich guten Mutes und voller Zuversicht, daß die Ausübung meines geliebten Sports in der selbst gewählten Einsamkeit – genannt Rennradfahren – weiterhin erlaubt bleibt.