Was für ein überraschender Samstag im Tiroler Kühtai: Es herrscht schönstes Wetter, es hat ausreichenden und guten Schnee – und es ist nichts los auf den Skipisten. Mir soll es Recht sein: Von der Kaiserbahn geht es weg und ich fühle mich ähnlich privilegiert wie der Namensgeber der Aufstiegshilfe. Vor Jahren hatten wir im Kühtai schon einmal so einen ähnlichen Glückstag.
Verspätetes Neujahr am Rosenjoch
Prosit Neujahr! Um zwei Tage verspätet gehen Robsl und ich eine Neujahrsskitour auf das Rosenjoch (2.796 m.ü.M.) in den Tuxer Alpen vom Arztal aus, einem Seitental des Wipptals.
Es hat wenig Schnee, das Wetter ist nicht gut und nicht schlecht, über dem Alpenhauptkamm stehen dunkle Föhnlinsen. Aber alles egal. Hauptsache ist, wir bewegen uns nach den Festtagen in einer schönen und einsamen Landschaft zusammen mit einem dutzend gesichteter Gemsen.
Der Name Rosenjoch ist etwas irreführend, denn es handelt sich um kein Joch, sondern um den höchsten und weitesten Gipfel im Abschluß des hinteren Arztals. Und keine Ahnung habe ich, woher der botanische Namensvorsatz stammen könnte, denn blühendes Rosengehölz wächst hier oben sicher nicht. Doch erinnert die heutige Abfahrt an eine Besonderheit von Rosen.
Diese ist für mich eine ziemlich dornige Angelegenheit, weil fast durchgehend Bruchharsch vorherrscht. Damit gelingen mir heute keine schönen Schwünge. Hoffentlich ist diese erste Skitour des Neuen Jahres kein Sinnbild für die weitere Skitourensaison, sondern nur der abfahrtsmässige Tief- und Startpunkt für nun folgende höhere Schneemengen und -qualitäten.
Absam bei Hall und im Lafatschertal
In der Gemeinde Absam bei Hall in Tirol bin ich öfters, weil da einer meiner besten Freunde wohnt. Sehr erstaunt mich heute – auf meiner MTB-Tour von Scharnitz zum Hallerangerhaus – im Lafatschertal noch ein weiteres Absam zu finden.
Doch der Reihe nach. Der Name Absam – bevor irgendjemand etwas Schlüpfriges vermutet – stammt von Abazanes ab. So wird um ca. 1.000 n. Chr. die dortige Siedlung im Inntal genannt bzw. erstmals erwähnt. Und es wird vermutet, dies leitet sich wieder von Abudius ab, einem römischen Gutsherren, der dort wohl ein Landgut besaß. Also alles sehr alt und kompliziert. Heute wohnen fast 8.000 Menschen in Absam.
Eher einfach und einsam präsentiert sich das andere Absam. Es ist nur ein Schild an einem Bach an einer sehr steilen Stelle des Schotterfahrwegs (und damit Ausruhplatz) im Lafatschertal, gelegen im Nirgendwo zwischen Kastenalm und Lafatscher Niederleger. Was soll das also? Ich habe eine Ahnung. Vor Jahrhunderten wurden im Karwendel schon Blei und Erze abgebaut, die alten Stollen „Beim silbernen Hansl“ sind nicht weit. Der Abtransport erfolgte nicht nach Scharnitz hinaus, sondern auf Saumwegen (heute kaum vorstellbar) über das Lafatscher Joch und hinunter über das Halltal nach Absam und Hall. Daher vielleicht die Namensverbindung.
Ach so, zum heutigen Tag sei nochmals Sportliches angemerkt: Ende Oktober sind im Naturpark Karwendel schon alle Hütten und Almen geschloßen. So ist die sonst übliche große (E-)MTB-Dichte in den Karwendeltälern nicht mehr gegeben. Auch meine Auffahrtsrouten von zuerst zur Pfeishütte und retour und dann noch zum Hallerangerhaus beschränken durch ihre teilweise extreme Steilheit zudem noch auf natürliche Weise den Zustrom von Bikern, zumindest von denen, welche ohne elektrische Unterstützung auskommen. Dazu hat es noch oben einen Föhnsturm, also Gegenwind. Zurück in Scharnitz sind jedenfalls meine Muskelakkus nach fast 70 Kilometer Wegstrecke und 2.000 Höhenmetern fast leer.
Einmal Tombea statt immer Tremalzo
Gerade mal gute 20 Kilometer Luftlinie westlich vom überaus beliebten und damit überlaufenen Gardasee liegt der Idrosee und das Valle del Chiese, touristisch eher unbekanntes Terrain. Mein Freund Robsl und ich beschließen, dieses Gebiet einmal mit dem Bergrad zu erkunden.
Unser Quartier- und Ausgangspunkt ist der Ort Bondone, ein mittelalterliches Schwalbennest über dem Idrosee, gerade noch in der Provinz Trentino in seiner süd-westlichsten Ecke gelegen. Dem Kenner ist sofort klar, damit war dort einmal die Staatsgrenze und damit die Front zwischen Österreichern und Italienern im 1. Weltkrieg. Und damit gibt es dort alte Militärstraßen. Wir fahren erst einmal über einen ersten Kamm ins Valestino. Die Landflucht an diesem südlichen Alpenrand ist nicht nur sichtbar, die Entsiedlung ist geradezu schmerzlich spürbar. In kleinen, wunderschönen Weilern wie Moerna und Persone (wer hat diese Namen schon einmal gehört?) scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Dann geht es richtig los. Eine heute noch perfekte italienische Militärstraße führt in vielen Kehren hinauf bis zum Grenzkamm an die Magla bzw. Cima Tombea. Das Wetter ist nicht besonders, ziemlich kühl, immer wieder hat es leichte Schauer. Und doch sind wir zu unserer Verwunderung ganz alleine. In nur acht Kilomter Entfernung befindet sich im weiteren ehemaligen Befestigungsverlauf die weitaus bekanntere (und zugegeben in Abschnitten spektakulärere) Tremalzo-Pass-Straße. Dort tummeln sich an diesem letzten Sommerferienwochenende bestimmt dutzende von (Elektro-)Mountainbikern.
Alles nicht so wichtig, wir freuen uns richtig wieder einmal etwas für uns Neues entdeckt zu haben und sind nach einer 40 Kilometer Runde mit 1.900 Höhenmetern zufrieden und glücklich. Und dankbar für den Frieden.
Mein neues Rad ist nicht Namlos
Das ist heute eine klassische Rennradrunde gewesen: Von Stanzach im Tiroler Lechtal nach Pfafflar – siehe dazu meinen acht Jahre alten Winterbeitrag – auf das Hahntennjoch, Abfahrt nach Imst, dann über Nassereith auf den leichten, doch verkehrsmässig leider stark frequentierten Fernpaß, hinunter nach Lermoos, weiter bis Bichlbach, nochmals hinauf nach Berwang und zurück über die kleine Gemeinde Namlos durchs gleichnamige Tal. Über diesen Nicht-Namen haben schon viele gelacht (legendär der Mitschnitt des Anrufs des Radiosenders Ö3 beim Bürgermeister).
Ein Dauerlächlen ins Gesicht gezaubert hat mir heute auch mein brandneues Rennrad. Und dies ist nicht namlos. Es heißt ROSE X-Lite Four und ist ein echtes Racebike – agil, leicht, laufruhig und doch komfortabel. Der Hammer sind auch die Scheibenbremsen der SRAM Red Gruppe, welche ich nicht mehr missen möchte.
Wenn die folgende Regel angewendet wird, eine bergige Radtour ist erst eine wenn die Aufstiegshöhenmeter mehr als 1 % der Gesamtdistanz ausmachen, dann ist die heutige Ausfahrt eine ordentliche gewesen. Auf 101 km Strecke habe ich fast 2.200 Höhenmeter erklommen in genau vier Stunden Fahrzeit. Das neue X-Lite Four hat mich wohl auch dazu beflügelt.
Eine schöne Begegnung möchte ich noch erwähnen. Als ich gerade zur Überquerung auf das Hahntennjoch komme, deutet ein Rentner auf mich und sagt laut zu seiner Frau (offensichtlich haben sie mich davor in der Auffahrt mit dem Auto überholt): „Schau mal, der ist ja schon da und das ohne Motor“. Ja bin ich heute schon ein Exot, wenn man sich ein neues Rad ohne elektrische Antriebsunterstützung kauft?
Ein Nebelwächter an der Klammspitze
Vor Wochen habe ich auf den heutigen Sonntag einen Mitarbeiterausflug angesetzt, nämlich eine Bergwanderung in den Ammergauern von Schloß Linderhof über die Brunnenkopfhütte auf die Klammspitze. Nur ein kleines Tief – nach tagelangem besten Sommerwetter – über dem nördlichen Alpenhauptkamm hat auf meine Planung keine Rücksicht genommen. Zumindest regnet es nicht beim leichten Aufstieg zu Hütte. Und es ist halbwegs warm. Vorbei an letzten Schneeresten geht es auf felsigem Steig den Südgrat hinauf zur Klammspitze.
Wegen Nebels ist von dem 1.924 m hohen und bekannt guten Aussichtsgipfel heute leider gar Nichts auszumachen, weder die Zugspitze im Süden noch der Ammersee im Norden. Lediglich ein steineres Mandl wacht unterhalb des Gipfelaufschwungs, damit alle sicher hinauf und auch glücklich wieder hinunter kommen können. Trotz fehlenden Sonnenscheins und Panoramas ist es ein schöner und rundherum gelungener Betriebsausflug am Berg geworden. Einem noch höherem Wächter sei Dank.
Sa Calobra heißt erst runter, dann rauf
Wie bei so vielen Dingen im Leben gilt: Erst die Anstrengung, dann das Vergnügen. So ist es auch normalerweise beim Radfahren in den Bergen, zuerst geht es hinauf, dann kommt der Abfahrtsrausch.
Bei der Traumstraße nach Sa Calobra – der heutige Tag ist der Höhepunkt meiner diesjährigen Trainingswoche auf Mallorca – verhält sich das etwas anders. Zuerst geht es vom Coll de Cal Reis auf 720 m.ü.M. auf rasender Abfahrt durch grandios geschwungene Serpentinen hinunter bis in die Meeresbucht, in der auch der Torrent de Parais mündet, dann auf selbiger Straße wieder hoch.
Damit wird wohl klar, warum ich auf den Bildern anbei bei der Abfahrt noch dynamisch und lockerer aussehe. Wenn im oberen Teil der berühmte Krawattenknoten erreicht ist, welcher das Meisterstück der 1932 fertiggestellten Straße darstellt, dann kommt auch bald der erlösende Pass Cal Reis wieder in Sicht. Zur Erholung folgt dann eine kürzere Abfahrt zum Kiosk an der berühmten Westküstenstraße der Serra de Tramuntana.
Natürlich ist das nur ein Teil der Wahrheit von Sa Calobra, denn um überhaupt zu dem Kiosk unterhalb des Passes zu gelangen, muss jeder wohl erst aus der mallorquinischen Ebene hochfahren. In meinem Fall mit Start und Ziel Platja de Palma bedeutet dies also auch noch die Rückfahrt über den Sóller-Pass und damit eine Königsetappe mit 160 km Länge und fast 3.000 Gesamthöhenmetern. Nur Dank des Trainingseffekts von diversen Skitouren habe ich das heute bewältigen können.
Der Klassiker Zwieselbacher Roßkogel
Da gehe ich seit 25 Jahren schon Skitouren. Und regelmässig alle paar Jahre die Klassikertour Zwieselbacher Roßkogel von Haggen im Sellraintal aus. Und erwähne diesen Umstand heute zum ersten mal, kaum zu glauben. Schon für meine Mutter in den 1950/60er Jahren war diese Tour die schönste von allen.
Die heutige Auflage ist wohl einer meiner allerbesten bisher. Denn durch den Neuschnee ist die untere der beiden Zwingen – bei wenig Schnee oft eine sehr eisig-steile-haklige Engstelle – problemlos und schnell bewältigbar. Mit Hilfe der modernen leichten Ski gelingt mir der Aufstieg auf den 3.081 m hohen Gipfel in unter drei Stunden, genau wie früher in jugendlicheren Jahren. Mein Freund Robsl kommt kurz danach den Gipfelhang des Zwieselbachers hinauf, was auch nicht in jedem Jahr mit Ski machbar ist. Der Blick geht über die benachbarte Rotgrubenspitze und den Kraspesferner bis ins Inntal.
Dem frischen Schnee und der Kälte sei Dank, wir können anschließend von oben bis ganz fast unten besten Pulver genießen. Ob für meine Mutter damals auch solche Skifahrerträume wahr geworden sind? Ich jedenfalls grinse noch bis zum abendlichen Einschlafen.