Serles – der Hochaltar von Tirol

Was für ein heißer Spätsommertag. Und wir machen trotzdem eine Bergtour, nämlich von Maria Waldrast aus und zumeist südseitig über 1.100 Höhenmeter gehend auf die Serles. Doch der reichlich vergossene Aufstiegsschweiß lohnt sich: Dieser isolierte Gipfel – zwischen Stubai- und Wipptal gelegen – bietet von seinem Gipfelplateau auf 2.717 m.ü.M. eine phantastische Aussicht.

Zurecht wird die Serles die Königin genannt, machmal auch der Hochaltar von Tirol. Gegenüber grüssen die Kalkkögel, im Norden ist Innsbruck mit der Nordkette, dann die Tuxer Alpen mit dem Patscherkofel zu sehen. Im Südosten glänzt der Olperer mit den Firnfelden der Gefrorenen Wand herüber. Ganz im Süden sind Südtiroler Berge wie die Geisler Spitzen zu erkennen, im Westen die Stubaier Gletscher mit Zuckerhütl und Ruderhofspitze.

Blick von der Serles Richtung Habicht

Und das „männliche“ Pendant zur Serles steht da noch in Reichweite – der Habicht, ein Klotz von Berg. An seinen auslaufenden Schultern ist der letztjährige Startplatz zu unserem Paraglideflug über Neustift und dem Stubaital zu erkennen. Doch heute befinden wir uns in wesentlich grösserer Höhe und stehen dazu noch auf festem Grund; zumindest auf Kalkmarmor, dem Gipfelgestein der Serles.

Liebeserklärung an die Hausrunde

Ein Artikel in der führenden Rennradzeitschrift TOUR hat sich einmal vor Jahren intensiv mit einem Thema beschäftigt, was jeder Rennradfahrer sein eigen nennen kann – seine Hausrunde.

Meine ist in nüchterner Beschreibung die folgende: Von Landsberg über den Lech nach Kaufering und Weil, dann Finning, am Ammersee vorbei (mit Blick auf diesen und Kloster Andechs) nach Dießen, weiter über Dettenschwang und Vilgertshofen zurück nach Landsberg. Das sind gute 60 Kilometer bei guten zwei Stunden Fahrzeit. Eine klassische, nicht sehr schwere Feierabendrunde. Dank konzentrischer Kreise lässt sich das beliebig erweitern über Apfeldorf oder gar Wessobrunn und dann über Forst zurück auf mehr als 100 km Strecke (am Wochenende) oder verkürzen über Obermühlhausen auf unter 50 km (im Winter bzw. bei wenig Zeit).

Finning vor Alpenpanorama

Und nun zur Empfindung: Am schönsten ist die Runde Ende April, wenn auf den Wiesen die Löwenzähne blühen und die Alpen im Süden noch voller Schnee sind. Oder wie jetzt Mitte/Ende August das Licht am Spätsommerabend golden leuchtet, die Felder gedroschen oder gemäht, die erste Karwendelkette und das Wettersteingebirge mit Zugspitze am Horizont zu sehen sind. Das Ganze erinnert mich immer etwas an Sommerbadeurlaube der Kindheit in Kärnten, dort leuchten ebenso die Karawanken im Süden.

Was es mit Finning auf sich hat

Mein Lieblingsblick ist der mit dem Ort Finning vorne, welcher eingebettet ist in die voralpine Möranenlandschaft. Die knapp 1.700 Einwohner zählende Gemeinde in Oberbayern ist vor drei Jahren ungewollt und unberechtigt kurz in den Schlagzeilen gewesen, weil ‚Finning‚ im Englischen das abscheuliche und mittlerweile in der EU verbotene Abtrennen der Rückenflosse von Haien bei lebendigen Leib bedeutet. Kommen wir wieder zu Erfreulicherem.

Worin liegt Reiz der Hausrunde? Obwohl jede Bodenwelle, jede Querrinne im Asphalt doch bekannt ist, liegt der im Kleinen und Verborgenen. „Wie steht heute der Wind? Vor vier Tagen war es an der Stelle noch kühler, oder? Auf der Koppel sind ja neue Pferde zu sehen! Schade, dieses leerstehende alte Bauernhaus ist jetzt abgerissen worden … „.

Manchmal esse ich übrigens zum Abschluß der Hausrunde am Landsberger Hauptplatz noch ein Eis, mit den angenehmen Nebeneffekten bzw. Möglichkeiten des Possierenkönnens und Bekanntetreffens. Das ‚Sehen und gesehen werden‘ wird nie langweilig werden.

In der TOUR sind übrigens zwei Ratschläge gegeben worden, um gegen diese angebliche Monotonie der Hausrunde etwas zu tun, sie also quasi neu zu erleben. Einerseits diese mal in anderer Richtung (was ich niemals bei Schönwettertagen tun werde, weil dann kein so grandioses Alpenpanorama mehr geboten ist) und andererseits sie bei Nacht zu fahren. Das ist eine gute Idee, ich habe also künftig noch viel vor auf meiner Haus- und Lieblingsstrecke.

Irischer Sommer auf Insihmore

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Unser zweiwöchiger Sommerurlaub auf der grünen Insel Irland ist doch etwas von Wetterunbillen gepägt; sei es mit Bergtouren, die an vollkommen vernebelten Gipfeln enden oder mit Autofahrten auf verregneten Strassen an der kaum sichtbaren Westküste. Das ist natürlich ungerecht, denn für ein bis zwei Stunden reisst die Wolkendecke immer mal wieder auf, so dass sich schöne Ausblicke ergeben, wie anbei auf die Bucht mit Berginish Island.

Am letzen Tag, beim Ausflug auf Insihmore, der Hauptinsel der Aran Islands, meint es endlich der irische Wettergott gut mit uns, ein ganzer Tag ohne Regen mit fast sommerlichen Temperaturen. Wir leihen uns Räder aus um die Insel zu erkunden. Warum auch immer, es sind von den durchwegs schlechten bereitstehenden Mieträdern die noch besten nur Damenversionen. Damit habe ich schon Erfahrung, auch im Schnellfahren, siehe dazu meinen alten Beitrag.

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Auf Inishmore (in gälischer Sprache heisst es Inis Mór) geht mir dann doch etwas der Gaul durch als wir dort tatsächlich Sandstrände vorfinden. Ich bin zwar nicht so verrückt wie die Einheimischen und bade im kalten Atlantik, doch schere ich mich – trotz Wissens um die vernichtende Wirkung von Salzluft und Sand auf Fahrradmechanik – keinen Deut darum und gebe Gummi. Der irische Sommer macht einen wohl crazy.

Immer wieder Mallorca

Ungezählte male bin ich schon auf Mallorca gewesen, zu Radtrainingslagern, zu Pressecamps oder auch zum Wandern. Die größte Insel der Balearen bleibt immer wieder schön und faszinierend, vor allem das Tramuntana Gebirge im Westen. Es ist auch Weltkulturerbe.

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Diesmal haben drei Freunde und ich beim Radreiseveranstalter Diana für gut eine Woche gebucht. Die Königsetappe – wie könnte es auch anders sein – führt uns von Palma zur Tankstelle vor dem Kloster Lluc, weiter zur berühmten Sa Calobra Strasse hinauf, hinunter und wieder hoch. Es ist immer wieder ein Traumanstieg. Und da sehr viele andere Rennradfahrer unterwegs sind, kann man seine Leistung schön vergleichen.

Zurück führt unser Weg über den Puig Major Tunnel. Ich fühle mich in Form und fit. Nach der Abfahrt via Fornalutx und einem Orangenkuchenstop in Sóller geht es über den gleichnamigen Pass zurück zum Platja de Palma. Fast 2.500 Höhenmeter und über 160 km sind es geworden, insgesamt in acht Tagen fast 1.000 Gesamtfahrkilometer.

Da will ich eigentlich gar nicht mehr nach Hause; Sehnsucht habe ich nur nach meiner Frau und dem eigenen Rennrad – meinem Merida Scultura – denn das Alu-Leihrad ist eher unterdurchschnittlich. Und wieder daheim werde ich von beiden Sehnsüchten nicht enttäuscht.

Nachtlichter am Tegelberg

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Manchmal liegt das Naheliegende, auch in der Berichterstattung, so fern. Da gehen wir im Winter seit Jahren am Donnerstag des Nachts, am sog. Skitourenabend, die Piste auf den Tegelberg bei Schwangau hinauf. Es ist eine weitum beliebte und gut beschriebene (Nacht-)Skitour. Und findet erst heute erstmalig Aufnahme in diesen meinen Blog, welch ein Versäumnis!

Vom Parkplatz der Tegelbergbahn bis zum Tegelberghaus sind es knapp 900 Höhenmeter. Obwohl wir uns alle gegenseitig versichern, keiner würde mehr auf die Uhr bzw. die Aufstiegszeiten schauen, es tut doch jeder. Meine beste Zeit von 59 min ist Jahre her und wohl für mich nicht mehr erreichbar. Erst Recht nicht die Spitzenzeiten von 35 min, welche die Wettkampf-Profis hier erzielen.

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Doch es gibt Wichtigeres: Grandios die Sicht oben auf verschneite Bergketten im Mondlicht und unten auf die Lichter der Stadt Füssen. Nach fast der Hälfte der Abfahrt, bei der schöneren Einkehrmöglichkeit Rohrkopfhütte, bietet sich ein wunderbarer Blick auf das beleuchtete Schloß Neuschwanstein. Und wenn der Lichtkegel der Helmlampe die verschneiten Baumwipfel am Pistenrand streift, dann ist das tausendmal besser als den Abend vor dem Fernseher zu verbringen!

Predigtstein im Sonnenschein

Das prachtvolle, ungewöhnlich milde Herbstwetter hält an – auf zur nächsten, wahrscheinlich allerletzten Bergtour. Diesmal nehmen wir jedoch zur Anfahrt die MTBs, radeln von Leutasch durchs schattige Gaistal. Die Pfützen am Wegesrand sind schon alle gefroren. Doch ab der (geschlossenen) Gaistalalm liegt der Fahrweg zur Rotmoosalm in vollem Sonnenschein, so sind schon bald kurze Hose und T-Shirt angesagt. Erst Recht als es dann zu Fuß zum heutigen Gipfelziel weitergeht, dem Predigtstein auf 2.234 m.ü.M.

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Dieser ist der Südwand des Hochwanners vorgelagert, einem der hohen Berge des Wettersteingebirges, zu dem auch der Predigtstein geologisch gehört. In der Verlängerung nach Westen bietet sich ein freier Blick auf Zugspitzblatt und -gipfel inkl. seinen Zivilisationsbauten. Und der Blick ist vor allem schneefrei. Vom Nördlichen Schneeferner sind seine kümmerlichen Reste zu sehen. Es ist kaum vorstellbar, daß in dieser Steinwüste in gut einem Monat der Skibetrieb starten soll, wenn man so im novemberlichen Sonnenschein auf dem Predigtstein steht und hinüberschaut. Ob nur mehr beten auf einen baldigen Wintereinbruch hilft?

Thaneller – der Retter aus dem Nebel

Seit Tagen liegt über unserer Stadt Landsberg am Lech eine dichte Hochnebeldecke. Da gibt es nur ein Mittel der Wahl – ab in die Berge. Und als wäre der Nebel ein deutscher Staatsangehöriger, exakt mit dem Überfahren der Grenze hinter Füssen ist er verschwunden. Das Tiroler Außerfern wird von einem prachtvollen blauen Spätherbsthimmel überstrahlt.

Hinter Berwang am Thaneller Karliftparkplatz gehen wir schon vor 10.00 Uhr los. Immer südseitig, bald durch lichten Wald, dann durch Latschen zieht sich der leichte Bergweg – duchsetzt mit schönen Felskuppen – auf den Gipfel des Thaneller auf 2.341 m. ü. Meer. Ach, was ist das für ein herrlicher Tag, welch wundervolle Ausblicke bieten sich. Im Süden geht der Blick über die Lechtaler zum Alpenhauptkamm mit den Ötztalern. Deutlich sticht die Wildspitze als höchster Berg hervor.

Doch für meine Frau und mich fast noch wichtiger ist der Ausblick nach Norden. Von links kommt der Lech, fließt nach Reutte, um dann in der Bildmitte im uns so bekannten Nebelmeer zu verschwinden. Es grüsst rechts davon der Nachbarberg Säuling. Über Heiterwanger- und Plansee geht die Panoramafahrt mit den eigenen Augen weiter bis zum Zugspitzmassiv. Der letzte Oktobertag wird so zum Höhepunkt unserer Bergwandersaison.

 

Flug vom Elfer über das Stubaital

Schon einmal von einem mydays-Erlebnisgutschein gehört? Meine Frau hat einen solchen – besser gesagt zwei Stück – als sogenanntes ‚Incentive‘ für besondere Leistungen von ihrem Arbeitgeber geschenkt bekommen. Meine Leistung fällt mit dem Buchen bzw. Einlösen dieser Gutscheine eher bescheidender aus, wir nutzen jedoch die Chance für ein immer schon gewolltes, aber nie gemachtes Erlebnis – einen Gleitschirm-Tandemflug.

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Buchungspartner von Paragliding Tirol ist der nette und kompetente Peter Reinalter. Es geht nach kurzer Vorbesprechung von Neustift im Stubaital mit ihm und Kumpel Hubi den Elfer-Lift hinauf. Und dann nach gemeinsamen Anlaufen am Skihang – vor Aufregung kaum mitbekommend – ganz schnell in die Luft. Der Schirm ist voll gespannt und ausgebreitet, meine ebensolchen Sinne nehmen Wind- und Seilgeräusche wahr. Von und mit dem Piloten bin ich angegurtet und behütet, liege faktisch in seinem Schoß.

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Seit meiner Kindheit war ich schon gefühlt eintausend mal in Neustift bzw. am Elfer und in der gegenüber liegenden Schlick (dort habe ich das Skifahren gelernt), doch aus der Luft betrachtet sieht das Stubai für mich anders und neu aus – ein wirklich ganz besonderes Erlebnis. Nach guten 15 Minuten ist der Paraglide-Tandemflug mit Hubi schon vorbei, ein paar Minuten später landet meine Frau mit Peter ebenso sicher. Voller Adrenalin habe ich jede Sekunde genossen. Ich bin aufgekratzt und stolz auf uns beide, aber auch froh, dass wir wieder auf einer sommergrünen Wiese am Talboden stehen dürfen.

P.S. Meine Frau hat übrigens nun Geschmack am Fliegen bekommen. Die nächste Erlebnissteigerung soll ein Fallschirmsprung werden, hat sie schon verkündet. Auweia, ich hoffe, dass ihre beruflichen Höhenflüge mal leicht absinken und ich damit etwas Zeit gewinne zur mentalen Vorbereitung …