Lustige Namen im Wittelsbacher Land

Meine neue Tätigkeit in Friedberg erlaubt mir ausgedehnte Mittagspausen zu machen. Oder genauer formuliert – mit dem Rennrad ausgiebig durch das Wittelsbacher Land zu fahren. So heißt nämlich die „Sissi“-Gegend, weil Stammsitz des Königshauses, im Landkreis Aichach-Friedberg und in Teilen des angrenzenden von Dachau gelegen. Das kupierte Gelände dieses altbairischen Landstrichs mit teilweise komplett autofreien Kleinstraßen ist ideal zum Rennradfahren.

Und zum Schmunzeln. Denn es gibt lustig-skurille Ortsnamen zu entdecken. Meine schönsten sind Übelmanna und Pipinsried (beide bei Altomünster) sowie Vorder und Hinter Heimat (bei Dasing gelegen).

Und da dachte ich jahrelang der Ort Unterhöslwang in der Nähe des Chiemsees sei nicht zu toppen, auch nicht die dortige voralpine Hügellandschaft mit ihren kleinen Wegen.

Auf Nebenwegen am Irschenberg

Den Irschenberg kennen die meisten nur als Ungemach („Stau auf der A8 am Irschenberg wegen Unfall“) oder als Raststop (der dorige Fastfood-Tempel gilt als einer der stärksten deutschen Cash-Cows der amerikanischen Marke). Bekannt aus der Autobahnperspektive ist auch der bayrische Bilderbuchausblick gegen Süden auf den Wendelstein mit schöner Kirche im Vordergrund (es ist die Wallfahrtskirche Wilparting).

wilparting_wendelstein

Doch es lohnt sich länger zu verweilen und mehr zu erkunden. Das habe ich heute mit meinem Rennrad gemacht und eine wunderbare 90 km lange Herbstrunde zumeist auf schmalen Nebenstraßen gefunden über so ‚bekannte‘ Ortschaften wie Bad Feilnbach, Fischbachau, Sonnenreuth, Miesbach, Bernloh und Gotzing zurück über den Seehamer See nach Irschenberg. Ab nun werde ich mit anderen Augen auf dieses wunderbare bayrische Oberland schauen, wenn ich wieder einmal dort über die A8 donnere oder im berühmt-berüchtigten Irschenberg-Stau stehe.

Goldener Herbst in Forst

cannondale_caad12_baum

Mein altes, geliebtes Rennrad musste ich auf Grund widriger Umstände – siehe dazu den vorigen Beitrag als Erklärung – leider ersetzen. Ich habe mich für ein neues von Cannondale entschieden, genauer für das Modell CAAD12. Es ist der derzeit wohl beste Alu-Renner am Markt. Und was soll ich nach einer heutigen ersten längeren Trainingsfahrt von fast 100 km an einem solchen goldenen Herbsttag sagen? Dem ist so.

Entlang am Ammersee und durch Dießen bin ich bei über 20 Grad warmen Wetter nach Wessobrunn gefahren und dann den Forster Berg hinauf durch prachtvoll leuchtenden Laubwald nach St. Leonhard i. Forst als südlichsten Punkt gekommen, mit Blick auf die Alpen. Von nun an geht es nordwärts wieder ins heimische Landsberg am Lech zurück.

cannondale_caad12_holz

Das Cannondale zeigt sich dabei immer als sehr agiler Begleiter, sei es in Auf- oder Abfahrt, weil sehr wendig. Manche würden dies vielleicht als etwas nervöses Kurvenverhalten bezeichnen, ich als nicht so geeignetes Modell für auf Genügsamkeit setzende Rennradnovizen. Wie auch immer, mein CAAD12 beweist, dass Aluminium als Rahmenmaterial gegenüber Carbon auch im Gewicht mithalten kann. Das Rad bringt nur 7,3 kg auf die Waage. Doch zugegeben: Gegenüber der Originalausstattung habe ich mit einem leichteren und höherwertigerem Laufradsatz – dem Racing 3 von Fulcrum – das für mich optimale Tuning gefunden.

Aus mein Traum vom Ötztaler!

Da habe ich endlich einen Startplatz erhalten und mich wochenlang vorbereitet auf den berühmten Ötztaler Radmarathon – und nun ist der Traum geplatzt oder besser mein Schlüsselbein in vier Teile zerbrochen.

Aber der Reihe nach: Zehn Tage vor dem großen Tag nochmals eine Trainingseinheit vor Ort zu machen, ist bestimmt keine schlechte Idee. Also bin ich von Leutasch aus mit dem Rad ins Inntal und den superschweren Haimingerberg hinauf, dann in Ochsengarten auf die Orginalstrecke eingebogen und nun den Kühtaisattel angegangen. Die Abfahrt ins Sellraintal hinunter verläuft anfangs bestens noch, auch das Wetter ist ideal. Nach St. Sigmund folgt das Hochgeschwindigkeitsstück vor dem Ort Gries und da passiert es: Auf einmal fängt die Gabel bzw. das Vorderrad an sich unkontrolliert aufzuschaukeln. Ein – noch zu klärender – technischer Defekt des Fahrrades also, welches ich schon schneller bewegt habe (etwa in der Fuchröhre am Nürburgring).

Wissend dass es nun zwingend zum Sturz kommen wird, gelingt es mir das Rad links in den Grünstreifen zu lenken und über die rechte Schulter mich abzurollen. Und weiss sofort was los ist. Ich sitze nun da mit gebrochenem Schlüsselbein wie Geraint Thomas bei der diesjährigen Tour de France (jedoch nicht im Sky, sondern im Tirol Trikot). Unter Schock und weiteren körpereigenen Hormonausschüttungen fahre ich dann noch 35 km weiter ins Inntal hinunter bis nach Telfs mit stark eierendem Vorderrad. Blödsinn eigentlich. Wie es Tyler Hamilton bei der Tour 2003 angestellt hat mit Haarrissen im Schlüsselbein nach Sturz auf der 1. Etappe komplett drei Wochen weiterzufahren, noch eine Etappe zu gewinnen und die Tour als Vierter in Paris zu beenden, ist mir ein Rätsel. Bestimmt jedoch nicht nur mit körpereigenen Drogen.

Diese bekomme ich auch dann abends in der Klinik verabreicht und nach dem Röntgen ist klar, das Schlüsselbein wird am nächsten Tag mit einer Titanplatte stabilisiert. Nach dem Aufwachen aus der OP dämmert mir auch langsam wieviel Glück im Unglück ich hatte.

Allen Teilnehmern am Sonntag beim Ötzi – und besonders meinen mitfahrenden Freunden – wünsche ich daher glückliches Gelingen, viel Kraft und vor allem ein technisch einwandfreies Rad, um sicher in Sölden wieder anzukommen – dann wird der persönliche Traum auch wahr!

In der Spur von Oberhof

oberhof_skihalleMein Freund Georg und ich wollen unser jährliches Rennrad Abenteuer diesmal im Thüringer Wald angehen.

Das fängt auch gut an am ersten Tag: Von Zella-Mehlis aus fahren wir zum Rennsteig hoch nach Oberhof, besichtigen dort alle Sportanlagen wie Skihalle, Bobbahn, Biathlon-Stadion und Skisprungschanze. Und es langt für eine erste Tour bis Schmalkalden und zurück. Doch dann kommt am nächsten Tag der Dauerregen und wir leider aus der Spur. Schade, da kann man Nichts machen.

Wenigstens in Oberhof habe ich diese noch ganz gut im Kunstschnee der Skihalle gehalten.

Im Wechselbad beim Tannheimer

Endlich habe ich zu Ende August einen Startplatz für den berühmten Ötztaler Radmarathon ergattern können. Da bietet sich als Vorbereitung der heutige Tannheimer Tal Rad-Marathon perfekt an mit 224 km Länge und 3.500 Höhenmetern. Die Strecke führt durch drei „Länder“ – Tirol, Allgäu (Bayern) und Vorarlberg.

Frühmorgens von der Ferienwohnung in Nesselwängle rollen wir die ersten 8 km an den Start nach Tannheim, wo es pünktlich um 6.00 Uhr zusammen mit über 1.000 anderen Marathonwilligen losgeht. Schon am Oberjoch sieht der Himmel bedrohlich dunkel aus, hinter Wertach beginnt es leicht zu regnen, nach 40 Fahrkilometern dann stärker, bald stehen die Schuhe voll Wasser. Auch sonst läuft es bestens, ich habe eine schnelle Sechser-Gruppe erwischt, fast 34 km/h Schnitt bis jetzt.

Dann in Blaichach bei genau Kilometer 60, gerade als ich dort aus der Führung gehe, schwimmt nun auch mein Voderreifen. Ein Plattfuß. Ich bleibe trotz nass-klammen Fingern ruhig, kann nach gut zehnminütiger Reparatur wieder aufsitzen. Die gute Gruppe ist natürlich weg, meine Motivation etwas angekratzt und ich fahre nun ruhiger alleine weiter. Doch nach weiteren zwölf Kilometern habe ich doppeltes Glück, der Regen hört auf und an der Verpflegungsstelle in Obermaiselstein findet sich eine Standpumpe.

riedbergpass_web

Mit neuem Druck gehe ich den Riedbergpass an, überhole viele, auch Marcel Wüst mit seiner Gruppe nun schon zum zweiten mal – er ist wohl während meiner Zwangspause vorbeigehuscht. Kurz vor der Passhöhe höre ich schon – so legendär wie angekündigt – die Alphornbläsergruppe. Als ich dann am Pass bin, sind die jedoch ruhig und ich brülle die Wiese hoch, sie sollen doch wieder spielen. „Mir ham koi Luft mehr, trinka erst a Bier“ bekomme ich als Antwort. Aufmunterndes Gelächter der anfeuernden Zuschauer für alle.

Trotz noch nasser Straße, die Abfahrt verläuft zügig und problemlos; ganz im Gegensatz zu den Skilift-Planungen am darüberstehenden Riedberger Horn, welches zum unwürdigen Zankapfel zwischen Naturschutzinteressen und bayrischer Staatsregierung geworden ist.

Nach der Regendusche gleitet es wieder besser

Hinter Balderschwang trocknet die Straße ab im Bregenzer Wald,  das ‚Ländle‘ zeigt sich sonniger und es läuft wieder schön in einer Gruppe. Bei der Verpflegung in Schoppernau bekomme ich sogar einen Gleitspray-Service für die abgewaschene Kette, jedoch mit dem sarkastischen Hinweis „Das wird bestimmt lustig“ beim Blick auf mein Ritzelpaket. Warum wohl?

hochtannbergpass_web

Es steht mit dem Hochtannbergpass nun wieder für jeden der alleinige Aufstiegskampf an. Ich schlage mich ganz wacker, erst ziemlich weit oben nach Schröcken-Neßlegg werde ich von einem überholt, der mich dann noch für meine vormalige Führungsarbeit lobt im kupierten Vorarlberger Gelände. Das tut gut. Ebenso der Blick auf den imposanten Widderstein, welchen ich aus dem Winter kenne und der über der Passhöhe thront. Nach dem Skiort Warth hat es nun 50 km Strecke im Lechtal.

gaichtpass_web

Zusammen mit einem Triathleten gelingt es mir auf dem letzten Zacken zu einer Gruppe aufzuschließen und damit den tröge-langen Weg bis Weißenbach schnell zu bewältigen. Der letzte Anstieg Gaichtpass ist dann nicht mehr schwer, nach 8 h und 12 min bin ich als 186ter meiner Altersklasse wieder im Ziel in Tannheim; ohne Panne wäre die Acht-Stunden-Marke also möglich gewesen. Egal, es geht ja um Nichts. Jedoch mein großer Respekt und Staunen vor dem Sieger, übrigens mein Jahrgang, welcher tatsächlich über zwei Stunden früher als ich angekommen ist.

Auf meiner lockeren Rückfahrt zurück ins Quartier begegne ich kurz vor Tannheim noch dem winkenden Marcel Wüst und seiner Truppe. Trotz kleiner Widrigkeiten ist es ein toller Marathon, zusammen mir den vielen fairen und kameradschaftlichen Hobbysportlern eine schöne Erfahrung gewesen.

Und ich bin zufrieden mit meinen insgesamt 240 gefahrenen Kilometern. Diese stellen genau die Distanz des Ötztalers dar, bin in dieser Hinsicht nun gut vorbereitet. Mit einer Einschränkung: 2.000 Höhenmeter hab ich heute weniger gemacht als für den Ötztaler Marathon nötig. Und dies mit einer berguntauglichen Übersetzung, einer 11-23er-Kassette. Gleich in der nächsten Woche werde ich die tauschen gegen eine mit einem größeren Rettungsring – dann erst kann auch für mich der Ötzi kommen.

Der Rigi von Bayern

Vor fast genau drei Jahren war ich wie heute mit dem Rad auf dem Hohen Peißenberg, siehe dazu meinen Beitrag von 2014. Damals war die Sicht nicht gut, heute jedoch bei strahlendem weiß-blauen Himmel ist die Bezeichnung für diesen den Alpen vorgelagerten Berg absolut berechtigt – es ist der Rigi Bayerns.

peissenberg_panorama

Deshalb liefere ich das fällige Panoramafoto hiermit nach. Es zeigt von links Karwendel- und Wettersteingebirge, mit Alp- und Zugspitze in der Mitte, dann folgen Thannheimer und Allgäuer Alpen. Und ganz rechts am Rande ist noch der Auerberg zu erkennen. Letzterer ist übrigens auch ein wirklich guter Bekannter von mir und meinem Rennrad.

Mallorquinische Einkehrmöglichkeiten

sa_calobra_ronald_auffahrt

Wieder einmal geht heute eine schöne und traditionsreiche Rennradwoche – das Traininsglager im Frühjahr auf Mallorca – viel zu schnell zu Ende. Und die gestern gefahrene Königstour (mit insgesamt über 3.000 gemachten Aufstiegshöhenmetern und 170 Fahrkilometern) ist und bleibt die Sa Calobra Etappe mit der berühmten Serpentinenstraße, welche sich im oberen Bereich einmal durch sich selbst kehrt. Dieses Teilstück wird daher auch „Krawattenknoten“ genannt, der landschaftliche wie sportliche Höhepunkt der ganzen Tour durch die Serra de Tramuntana.

Doch es gibt noch andere attraktive Möglichkeiten der Auffahrt mit Einkehr auf Mallorca, nämlich bevorzugt zu Klöstern, welche auf bzw. in den Bergen liegen. Die bekanntesten sind die Wallfahrtsstätten bzw. Klöster Lluc, San Salvador und Cura über dem Ort Randa. Doch dieses Jahr habe ich für mich etwas Neues entdeckt bei der Ortschaft Porreres, also mitten auf der Insel im agrarischen und damit nicht sehr touristischen Teil gelegen. Es ist die Santuari de Monti Sión, auf einem kleinen Hügel drohnend und auf guter Teerstraße zu erreichen. Eine wirkliche mallorquinische Offenbarung, wie Blick und Gegenblick von den Eingangsstufen zeigen, oder!?

montission_kloster+fernsicht