Es bleibt nur die Lampsen

Seit fast 25 Jahren bin ich begeisterter Skitourengeher. Die meisten Touren habe ich in all den Saisonen in den Stubaier Alpen, genauer im Sellraintal gemacht, etwa wiederholt auf den Zwieselbacher Roßkogel, den Zischgeles oder die Schöntalspitze.

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Die Schneeverhältnisse waren immer unterschiedlich, doch laut Aussage von Einheimischen hat es seit 60 Jahren nicht mehr so wenig Schnee im Sellrain gehabt wie in diesem Frühjahr. Wenn dann auch noch wie heute das Wetter durchwachsen und die Lawinenwarnstufe mit 3 bis 4 angeben ist, dann bleibt nur eine sichere Routenwahl, nämlich der Klassiker Lampsenspitze (2.875 m.ü.M.) – allseits nur als Lampsen bekannt.

Es geht los in Praxmar (1.700 m.ü.M.) auf wasserführenden Schneeresten, wandelt sich zu einer geschlossenen weißen Alpinlandschaft und endet mit den Ski am Satteljoch. Die letzten Höhenmeter zum Gipfel sind wie zumeist nur zu Fuß bewältigbar, heuer jedoch mit den Skischuhen fast komplett auf felsigem Weg. Der Blick von oben ist wie immer und phantastisch. Doch von der Tour zweiten Teils, also von den Abfahrtsqualitäten des Schnees (bzw. des Fahrers) wollen wir hier lieber schweigen.

Nachtlichter am Tegelberg

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Manchmal liegt das Naheliegende, auch in der Berichterstattung, so fern. Da gehen wir im Winter seit Jahren am Donnerstag des Nachts, am sog. Skitourenabend, die Piste auf den Tegelberg bei Schwangau hinauf. Es ist eine weitum beliebte und gut beschriebene (Nacht-)Skitour. Und findet erst heute erstmalig Aufnahme in diesen meinen Blog, welch ein Versäumnis!

Vom Parkplatz der Tegelbergbahn bis zum Tegelberghaus sind es knapp 900 Höhenmeter. Obwohl wir uns alle gegenseitig versichern, keiner würde mehr auf die Uhr bzw. die Aufstiegszeiten schauen, es tut doch jeder. Meine beste Zeit von 59 min ist Jahre her und wohl für mich nicht mehr erreichbar. Erst Recht nicht die Spitzenzeiten von 35 min, welche die Wettkampf-Profis hier erzielen.

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Doch es gibt Wichtigeres: Grandios die Sicht oben auf verschneite Bergketten im Mondlicht und unten auf die Lichter der Stadt Füssen. Nach fast der Hälfte der Abfahrt, bei der schöneren Einkehrmöglichkeit Rohrkopfhütte, bietet sich ein wunderbarer Blick auf das beleuchtete Schloß Neuschwanstein. Und wenn der Lichtkegel der Helmlampe die verschneiten Baumwipfel am Pistenrand streift, dann ist das tausendmal besser als den Abend vor dem Fernseher zu verbringen!

Schöner schwerer Schalfkogel

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Schon einmal etwas vom Schalfkogel gehört? Ich jedenfalls habe bis vor einer Woche den Berg nicht gekannt. Er ist eine veritable Erhebung von 3.537 m.ü.M. und Teil des Ramolkammes, gelegen in den hinteren Ötztaler Alpen. Bekannte Sichtnachbarn sind Hohe Wilde, Hintere Schwärze und Similaun, also Gletscher- und Ötzi-Gebiet. Von Obergurgl am Vortag mit den Ski kommend und auf der schönen Langtalereckhütte auf 2.480 m übernachtend, fahren wir morgens um 7.00 Uhr erst einmal wieder 200 Höhenmeter ab. Es geht dann weiter durch eine enge Schlucht, teilweise sind die Skier sogar am Rucksack zu tragen.

Aus mir nicht sofort ersichtlichen Gründen löst sich ein Fell von einem Ski. Das kostet Zeit und stresst mich etwas, doch Skifixe und eine Reepschnur sind ein gutes Provisorium für diesen Tag. Ich wanke doch nicht oder gebe auf wegen eines Haftungsproblems! Vorbei an einem riesigen Gletschertor ziehen wir endlich über den weiten, langen Gurgler Ferner hinauf, noch bei kaltem Gletscherwind. Das Fell hält.

Es war jedoch abzusehen, an so einem prachtvollen Frühlingstag sind wir nicht alleine unterwegs, auch als es dann bei zunehmender Wärme über den Osthang des Kleinleiten Ferners weitergeht, zuerst zum gleichnamigen Joch und dann zum Gipfel des Schalfkogels. Die Firnscheide am Gipfelgrat ist nicht ungefährlich. Ich bewältige sie mit Ski und Harscheisen; die im Rucksack ganz unten verpackten Steigeisen wären die bessere Wahl gewesen. Wie auch immer, um 12.00 Uhr stehen wir endlich oben und schauen in das weite Rund der weißen Welt.

Nordostseitig steigen wir wieder vom Gipfel ab, die Skier glücklicherweise nicht lange tragend, sondern bald benutzend. Eine Neuschneeauflage auf hartem Untergrund von idealen Hängen lässt jedes Skifahrerherz innerlich jubilieren. Es ist eine perfekte Abfahrt wieder zum Gletscherboden hinunter. Doch diese Skitour ist unrhythmisch.

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Denn es geht wieder zurück über die Schlucht mit aufgepackten Skiern. Und ein erneutes Auffellen zur Langtalereckhütte ist erforderlich. Es ist nun fast heiß, die Thermosflasche leer. Die Aussicht auf baldige Zwischenrast an der Hütte mit Getränken, serviert von einer überaus sehenswerten Bedienung, treibt mich an. Die weitere Hinausfahrt nach Obergurgl hat noch einmal eine Gegensteigung zu bieten. Ich lass nun das weiterhin nicht haftende Fell einfach Fell sein und stapfe zu Fuß. Die letzte Abfahrt dann auf sulziger Piste des Skigebietes ist der simple Abschluß eines sehr schönen und langen Skitourentages am nun auch mir bekannten Schalfkogel.

Massig Schnee hinterm Brenner

Dieser Winter ist nicht nur sehr mild, sondern auch schneearm gewesen. Nördlich des Alpenhauptkammes, also in Nordtirol und Bayern, ging lange Zeit gar nichts mit Skitouren. Ganz anders südlich des Hauptkammes. Adriatief um Adriatief schaufelte verlässlich Schneemassen heran. Süd- und Osttirol und vor allem Kärnten konnten sich kaum erretten vor der weißen Pracht. Kaum kommt man über den Brenner traut man seinen an bayrische karge Verhältnisse gewöhnte Augen nicht. Meterhoch liegt der Schnee Anfang März.

Klammalm im Schnee

Bei Sterzing biegen wir ins Ratschingstal ein und starten bei unglaublichem Prachtwetter im Talschluss beim bezaubernden Weiler Flading. Es geht auf Skitour mit dem Ziel Hohe Kreuzspitze (2.742 m.ü.M), ein Brennerberg der Stubaier Alpen. Schon nach 500 Höhenmetern bei der Klammalm fragt man sich, wie können deren Dächer diese Last nur tragen?

Uns ist der Aufstieg nicht Last, sondern nur Lust bei diesen Verhältnissen. Zumal die meisten anderen Skitourengeher sich für den linken, niedrigeren Gipfel Kleine Kreuzspitze entscheiden. Auf unserem, der Hohen, ist die Fernsicht phänomenal. Unter unter das Passeiertal, links daneben die verschneite Jaufenpassstrasse, hinten sind Rosengarten und Fanes-Gruppe erkennbar.

Die Abfahrt fängt vielversprechend mit Pulverschnee an. Der Mittelteil mit hartem, verspurten Harsch ist jedoch kein skifahrerisches Vergnügen, der untere Teil mit weichen Sulzschneewannen schon eher dank der warmen Frühlingssonne. Der krönende Abschluss dieser Supertour findet sich auf der Sonnenterrasse des urigen Schölzhornhofes – beste Südtiroler Küche mit Schlutzkrapfen und danach Buchweizentorte. Was ist doch das (Skitouren-)Leben schön!

Schönes Weiß in Klais

Die heurige Langlaufsaison kann man – zumindest in Oberbayern – bis jetzt ziemlich vergessen. Zu wenig Schnee in den tieferen Lagen, bei mir ging sich noch kein Skatingtag aus. Heute könnte es jedoch endlich mal gelingen: Es hat schönes, fast mildes Wetter und Neuschnee am Anfang der Woche gemacht. Und heute wäre auch der berühmte König-Ludwig-Lauf in Oberammergau, den ich vor zwei Jahren des erste mal auf den schmalen Spaghetti-Latten absolvierte. Doch so ganz ohne spezifisches Training kann ich es wohl vergessen diesen Ski-Marathon erneut durchzustehen.

Langlaufski an Loipe nach Klais

Also die Latte(n) tiefer hängen und ein gemäßigteres Ziel ansteuern, welches sich hinter Garmisch auf dem Weg nach Mittenwald findet. Startend in Kaltenbronn hat es eine tolle Loipe nach Klais. Der kleine Ortsteil von Krün rühmt sich mit 933 m.ü.M. Bayerns höchstgelegenen Bahnhof zu haben, der bis 2007 auch Deutschlands höchster Intercity-Halt gewesen war. Ich bin daher sehr erstaunt, als auf der einspurigen Bahnstrecke – welche anfangs parallel zur Loipe verläuft – eine ICE-Garnitur neuester Bauart in Langsamfahrt auftaucht. Leider in entgegengesetzter Richtung unterwegs, es wäre spannend gewesen gegen diesen „weißen Blitz“ ein Rennen auszutragen …

Wie auch immer, so muss ich alleine wieder ein Tempo- und Technikgefühl entwickeln. Nach einer halben Stunde klappt es halbwegs. Der überraschend gut präperierte Schnee und der schöne Blick auf das Karwendelgebirge motivieren mich zudem. Bald taucht auch das beschauliche Klais bei Krün auf, in schöner weißer und nicht grüner Winterlandschaft des Werdenfelser Landes. Fast zwei Stunden und 25 km bin ich unterwegs. Die etlichen Runden mit teils knackigen Anstiegen haben meine Oberschenkel wohlig schwer und mich zufrieden müde werden lassen.

Bleibt noch ein Ergebnis abends nachzutragen: In Oberammergau hat heute ein 26-Jähriger Norweger den 46 km langen König-Ludwig-Lauf in der freien Technik in 1h und 45 min gewonnen. Da hätte ich also meinen weißen Blitz erleben können.

Freie Fahrt im Kühtai

Panorama Skigebiet Kühtai

Prachtvolles Wetter, gute Pistenverhältnisse dank einer undefinierbaren, akzeptablen Mischung aus Natur- sowie Kunstschnee und das Beste: Ein fast leeres Skigebiet. Heute sind nur wenige Brettelfans unterwegs, was wollen wir also mehr? Wir geniessen am zweiten Advent im Kühtai zwischen 2.000 und 2.500 m.ü.M. unseren ersten Skitag der Saison. Und in dem Wissen, dass in gut zwei Wochen es hier weihnachtsferienbedingt brechend voll sein wird, carvt es sich noch freier in grossen Schwüngen vor Stubaier und Ötztaler Bergkulisse.

Skitour auf die Hohe Munde

Zwischen Leutasch und dem Tiroler Inntal steht ein ganz markanter und solitärer Berg: Es ist die Hohe Munde mit 2.660 Metern über Meeresniveau. An der Talstation des nicht mehr betriebenen Mundeliftes auf Leutascher Seite geht die klassische (Wander)-Route auf die steile Ostflanke hoch. Aber manchmal hat man auch im Winter Glück und die Lawinengefahr ist gering.

Blick vom Ostgipfel der Hohen Munde in das Inntal

So ein besonderer Tag ist heute. Und dementsprechend viele gehen mit Ski auf das breite Plateau des Ostgipfels. Die Senke und den schmalen Weg zum Westgipfel machen da glücklicherweise schon weniger. Die Blicke ins Inntal sind herrlich und die schon kraftvolle Sonne tut so gut!

Kältekammer beim König

Auf Einladung des Perspektivteams Oberammergau erhalte ich einen freien Startplatz beim König-Ludwig-Lauf, Deutschlands größtem Volksskilanglauf. Auf was habe ich mich da nur eingelassen! Denn es wird eine dreifache Premiere für mich. Es ist meine erste Langlauf-Marathon-Teilnahme. Zudem bin noch nie 50 km am Stück geskatet. Und getoppt wird dies durch die am Start in Ettal herrschende Temperatur: Unglaubliche – 24° Celsius.

Skaten bei extremer Kälte am Schloss Linderhof

Die extremen Bedingungen halten aber nicht Tausende davon ab, sich an den Start zu stellen, genauer in unterschiedlichen Blöcken. Eine beeindruckende Atmosphäre. Die Topleute, vornehmlich Skandinavier, sind sofort weg. Ich bleibe mit Hunderten anderen im Stau auf den ersten Kilometern stecken. Irgendwann ist freies Gleiten im eigenen Rhythmus möglich.

Bei Schloß Linderhof sinkt die Temperatur nochmals auf nun – 27° Celsius. Ist auch schon egal. Positiv ist, dass ich nun endlich mal kostenlos in den prachtvollen Park des Traumschloßes von Ludwig dem Zweiten komme.

Skaten vor Bauernhaus bei Graswang

Bei der zweiten Runde im Graswangtal spüre ich: Jetzt wird es hart, soviel bin ich noch nie gelaufen. Und die Energiegels in der Jacken-Rückentasche sind auch schon zugefroren.

Ich bin daher sehr froh, als ich endlich im Ziel in Oberammergau an- und heiße Suppe bekomme. Die Zeit kann ich vergessen, aber viel wichtiger ist ohne gesundheitliche Schäden durchgekommen zu sein. Denn es sind dutzende von Krankenwagen im Einsatz. Leider mussten viele Teilnehmer auf- bzw. sich als Kälteerschöpfte in Behandlung begeben.