Live dabei beim Blues-Rock-Gitarren-Gott Joe Bonamassa

Wer ist der beste Blues-Rockgitarrist der Welt? Mit Superlativen sollte man ja immer etwas vorsichtig sein, doch seit Gary Moore (‚Still got the Blues‘) vor acht Jahren gestorben ist, hat es nur einen legitimen Nachfolger – den US-Amerikaner Joe Bonamassa. Der ist vielleicht nicht ganz so bekannt, doch das einzige Deutschland-Konzert dieses Gitarrenvirtuosens in der Münchner Olympiahalle am 20. Mai 2019 lassen sich mein Nachbar Raimund und ich nicht entgehen.

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Pünktlich um 20.00 Uhr beginnt Joe Bonamassa zusammen mit seiner fünfköpfigen Band plus zwei Background-Sängerinnen. In den nun folgenden gut zwei Stunden liefern diese Vollblut-Musikprofis gemeinschaftlich eine grandiose Performance ab. Dies sehen auch andere Kritiker so. Mit seinen Solis hebt sich Bonamassa veständlicherweise als Chef des Ganzen empor. Sein Spiel ist dabei virtous, weil gleichzeitig so präzise wie schnell.

Jedes Stück seiner aktuellen Platte ‚Redemption‘ (Erlösung) wird gespielt. Neben dem Titelsong ist ‚Evil Mama‘ herausragend, auch der kraft- und druckvolle Sound der gesamten Band – insbesondere der beiden Bläser – ist überwältigend. Die wenigen Balladen dazwischen wirken schon fast erlösend.

Bonamassa ist der Herr vieler Gitarren

Nach jedem Stück wird Joe Bonamassa eine neue Gitarre gereicht; der 42jährige soll eine der größten und exklusivisten Fender Stratocaster Sammlungen der Welt sein eigen nennen. In der nur zwei Stücke kurzen Zugabe spielt er im ersten nur auf einer Akustikgitarre ohne Band ‚Woke up dreaming‘. Es entsteht der akustische Eindruck, es würden fast drei Musiker auf der Bühne stehen, ein absoluter Gänsehautmoment des Konzerts.

Sehr schade ist – Raimund und ich warten den ganzen Abend darauf -, daß Bonamassa seine wohl beiden schönsten Balladen (und auch kommerziell größten, weil melodiösen Hits) uns vorenthält, nämlich ‚Driving towards the Daylight‘ (von 2012) und ‚Different Shades of Blue‘ (von 2014).

Doch so ist er halt der coole Joe. Um Konventionen und Erwartungen schert er sich nicht, er lebt mit jeder Faser das Gitarrenspiel und verliert sich in minutenlangen, wohl improvisierten Soli. Wir haben jedoch den Tipp für ihn, daß er sich dabei nicht so krümmen soll, sonst wird es den etwas zu eng sitzenden Anzug hinterrücks oder weiter unten noch einmal sprengen …

Ronald Siller | 12. Juli 2019

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