Rundfahrt des Lebens – Meine Tour de France

Vielleicht ist Corona der Grund. Wie bei so vielen der besonderen Begebenheiten, die nun neue Realiät geworden sind. Wieviele Menschen, zwangsweise auf ihr Zuhause und sich selbst zurückgeworfen, sortieren oder entrümpeln nun ihre Dinge? Schauen auf ihr Leben und für sie wichtige Ereignisse zurück? Erinnern sich voller Sehnsucht an ihre gemachten Reisen?

Bei mir spielte das Schicksal dazu über Bande. Im Herbst 2020 erhalte ich eine mich sehr überraschende E-Mail von einem gewissen Monsieur Chabot aus der Vendée mit einer komplett versal gehaltenen Betreffzeile:

TON TOUR DE FRANCE A VELO EN 1992

Mein Schulfranzösisch war noch nie besonders gut und ist jetzt wirklich schlecht, doch das verstehe ich. Genauer, es trifft mich wie ein Blitz. Seine folgenden wenigen Zeilen, ebenso in französischer Sprache gehalten, machen es sofort klar. Da hat ein wohl nun älterer Herr an der Atlantikküste bei La Rochelle beim Aufräumen meinen 28 Jahre alten Dankesbrief an ihn inklusive drei Fotoabzügen gefunden, mich gegoogelt und über das Kontaktformular meiner Website angeschrieben.

In der Garage Chabot

Jean-Claude Chabot, ein Name wie aus einem Schwarz-Weiß-Film der Nouvelle Vague. Warum hat er überhaupt einen Brief von mir? Ich bin damals 23 Jahre alt gewesen und 4.000 Kilometer mit dem Rad und viel Gepäck durch Frankreich gefahren. Am zehnten Tag meiner 37-tägigen Tour durfte ich, als ich bei ihm abends um ein Quartier ansuchte, in seiner Garage übernachten. Er entschuldigt sich nach all den Jahren sogar, dass er mir keine komfortablere Unterkunft und keine Dusche angeboten hätte.

Pedalieren und Schatten

Die Erinnerung an diese meine große Radreise ist zwar verblasst, doch in all den Jahren immer präsent gewesen. Nun habe ich es eilig. Auf unserem Dachboden weiß ich all meine tausende Dias lagernd, bis 2003 habe ich analog fotografiert. In einer der Kisten finden sich die entsprechenden Kästen, beschriftet mit TdF ’92. Es sind 350 gerahmte Fotos von erstaunlich guter Qualität, welche farblich kaum gelitten haben. Meine Spiegelreflexkamera von Nikon ist ein wirklich hervorragender Begleiter gewesen.

An dem Schild Ratte

Der Diaprojektor funktioniert auch noch, meine Frau und ich schauen uns die Bilder gemeinsam an. Es ist alles wieder da. Vor meinem geistigen Auge läuft nun mein eigener Film von 1992 wieder ab. Ich beobachte mich selbst als jungen Mann, gar nicht schüchtern, sondern immer aktiv und agil durch Frankreich fahrend. Und die Kiste beinhaltet weitere Fundstücke: Es fällt wieder Licht auf einen Stapel gelber MICHELIN-Straßenkarten im Maßstab 1:200.000, in welche ich meine damalige Fahrroute mit Buntstift genau eingetragen habe. Als Krönung entdecke ich den eigentlichen, den größten Schatz – es ist mein Reisetagebuch!

Radroute durch Frankreich

Ich fange an zu lesen, komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie nah und gegenwärtig mir diese Zeilen aus meiner Sturm- und Drangzeit noch sind. Wie vielen interessanten Menschen ich in diesen 37 Tagen begegnet bin, wer mir alles geholfen hatte, was ich alles Skurriles erleben durfte. Unwillkürlich ziehe ich Bilanz, gleiche spätere Erfahrungen damit ab, bewerte die Reise mit meinem heutigen Wissen. Und mir wird wehmütig bewußt, hoppla, ich bin auch körperlich älter geworden, an das Leistungsniveau von damals komme ich nicht mehr heran.

Meine Rundfahrt in Buchform

Buchcover "Rundfahrt des Lebens"

Es ist eine Tour de France der ganz eigenen Art gewesen, mit viel Gepäck hinterm Sattel und teils sehr schrägen Übernachtungsquartieren. Ausgehend von dieser Radreise im Jahr 1992 habe ich nun mein erstes Buch geschrieben. Im Wechsel mit den damaligen Tagebuch-Aufzeichnungen erzählen die Etappenkapitel vom Leben eines begeisterten Hobby-Radfahrers aus drei Jahrzehnten.

Nicht nur die Höhen und Tiefen, sondern vor allem die lustigen und skurrilen Seiten werden beleuchtet, von wunderbaren Begegnungen und französischer Gastfreundschaft auf gut 180 Seiten berichtet. Es ist eine Rundfahrt des Lebens in Buchform, welche viel mehr bietet als nur stupides Pedalieren und weit über den Tellerrand des Radsports hinausschaut.

Bestellbar ist mein Werk Rundfahrt des Lebens im BoD-Shop als gedrucktes Paperback-Buch oder als E-Book.


Eine Antwort auf „Rundfahrt des Lebens – Meine Tour de France“

  1. Lieber Ronny,
    danke für dieses Buch. Es hat mir viel Spaß gemacht, es zu lesen, Dich auf diese Weise noch ein Stück mehr kennen zu lernen.
    Sehr schön komponiert, die Zitate gut gewählt. Zum Schmunzeln: Dein österreichisches Idiom, das (verständlicherweise) mehr noch in den Tagebuchpassagen durchschlägt.
    Und immer die Frage: Wie geht es weiter in der Mark-Saga?

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