Meine Frau und ich gehen den sechstägigen Karwendel-Höhenweg von Hütte zu Hütte, anstrengend und sehr schön. Am heutigen vierten Tag steht der Abschnitt von der Pfeis- zur Bettelwurfhütte an.
Nach dem ostseitigen Schotter-Steilabstieg vom Stempeljoch führt der Weg auf den Wilde-Bande-Steig, welchen 1929 die legendäre Innsbrucker Bergsteigergruppe „Wilde Bande“ erbaute. Dieser wunderbare Steig führt fast immer auf einer gleichbleibenden Höhe von ungefähr 2.000 m. ü. M. zum Lafatscher Joch. Im Frühsommer hat er jedoch die bekannte Tücke, dass in ihm oft noch harte Schneefelder zu passieren sind.
Durch den wohl ungewöhnlich langen und schneereichen letzten Winter sind heute an diesem schönen Julitag – für uns überraschenderweise – auch noch Schneereste vorhanden. Glücklicherweise sind diese weich und damit ganz einfach und ungefährlich querbar. Es ist also eine zahme Angelegenheit.
Da ich just vor dem Bergurlaub einen Friseurtermin verpasst habe, sieht meine Frau mich in meinem „haarig-wüsten“ Aussehen nicht ihr, sondern eher der 1878 gegründeten Bergsteigergesellschaft Wilde Bande zurechenbar. Doch wie alte Fotos beweisen, ich kann mit der damaligen Bart- und Outdoor-Mode bei weitem nicht mithalten.